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Drogenabhänge kommen ins Rentenalter

Die Betreuung, Beratung und Versorgung älterer sucht- und drogenabhängiger Menschen im Großraum Nürnberg soll künftig besser vernetzt und zusammengefasst werden. Dies fordert die Nürnberger Drogenhilfe »mudra« aufgrund einer Befragung von 19 Klienten im Alter zwischen 40 und 59 Jahren sowie 21 Experten.
Seit Ende der achtziger Jahre können Drogensüchtige als Ersatzstoffe andere, künstlich hergestellte Opioide verordnet bekommen – beispielsweise Methadon für Heroinabhängige. Die Folge ist, dass viele Konsumenten damit länger leben, aufgrund ihrer besonderen Lebensverhältnisse aber dennoch früher altern als der Durchschnitt. Der körperliche Zustand eines 40-jährigen Abhängigen entspricht dem eines normalen 60-Jährigen.
Manuela Bolz, Leiterin der Abteilung »Behandlung«, und Benjamin Löhner, zuständig für Betreutes Einzelwohnen 40 plus der »mudra«, haben bei ihren Interviews außerdem festgestellt, dass ältere Drogenkonsumenten häufig vereinsamen. Die Mehrzahl von ihnen hat keine familiären Bezüge; ein Freundeskreis mit verlässlichen Beziehungen ist vor dem Hintergrund jahrelanger Abhängigkeit selten vorhanden. Es werde künftig erforderlich sein, mehr alternative Wohnangebote für Drogenabhängige zu schaffen, meint Löhner.
Ein weiteres Problem ist das Fehlen gezielter medizinischer Betreuung. Nur wenige Ärzte sind auf die speziellen Defizite älterer Drogenabhängiger – viele leiden unter Hepatitis C, Gelenk- und Lungenerkrankungen – adäquat vorbereitet. Problematisch sind auch die Zuzahlungen für Hilfsmittel wie Brillen und Zahnersatz. Sozialpädagogin Bolz: »Die Betroffenen haben häufig die Erfahrung gemacht, im Gesundheitssystem stigmatisiert zu werden, weil sie drogenabhängig sind.«
Horst Mayer

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