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Japanische Hotelzimmer als ein Abenteuerspielplatz für Senioren

vignette2012Dear all, zu den heiteren Abenteuern auf Reisen gehört für mich die Eroberung eines modernen Hotelzimmers. Besonders kurzweilig z.B. im innovationsfreudigen Japan, wo Innenarchitekten die Aufgabe meisterlich beherrschen, möglichst kleine Zimmer mit möglichst vielen cockpitverdächtigen Armaturen auszustatten. Alles designed, um dem Reisenden das Leben angenehmer zu gestalten. Nach Geschäftsleuten gehören die reisefreudigen japanische Senioren zur zweitwichtigsten Zielgruppe der Hotels in Kyoto – und wenn die damit klar kommen, sollte das für mich ja kein Problem sein, oder? Einen Vorgeschmack auf meine Hybris bietet der Aufzug, der mich nur dann in das gewünschte Stockwerk fährt, wenn ich rechtzeitig errate, welcher der 10 Lifte von der Lobby überhaupt im 49. Stock hält und wo ich meine vorcodierte Zimmerschlüsselkarte – aber rechtzeitig, denn die Dinger sind sauflink unterwegs – hinhalten/ durchziehen/ einstecken muss, bevor/ nachdem ich das Zielstockwerk eingegeben habe. Nach zwei Mal Rauf und Runter habe ich nach sorgfältiger Beobachtung der Mitreisenden den Bogen raus. Ähnliche Kurzweil bietet sich beim Betreten des Zimmers, das sich erst dann elektrifizieren und erleuchten lässt, wenn ich die Zimmerschlüsselkarte in den entsprechenden Schaltkastenschlitz irgendwo in der Nähe des Türrahmens eingeführt habe – . Mein anfängliches Tappen im Düsteren ist die Strafe dafür, auf den Hotelboy, der mir den Koffer rauf bringen wollte und mir vermutlich einen Crashkurs geboten hätte für die zwanzig wichtigsten Zimmerschalter, verzichtet zu haben. Sobald das Zimmer elektronisch initialisiert ist, springt automatisch der Fernseher an; mit Dauerschleifenwerbefilmchen und Tonübertragung ins Bad. Wäre kein Problem, wenn ich wüsste, welcher der drei Fernbedienungen am Bett ihm Einhalt gebietet. Also ausprobieren: Je nach Knopfdruck und Steuergerät öffnen oder schließen sich Vorhänge und Jalousien, gehen Nachtlicht, Bettlicht, Zimmerlicht, Schreibtisch oder Flurlicht aus oder an, bieten sich Radio, Wecker oder CD-Player an, oder die Klimaanlage pustet mal stärker oder schwächer zu Kaltes in den Raum – nur der Fernseher bleibt unbeteiligt. Der gehorcht auf eine vierte Fernsteuerung, die ich später im Bettkästchen finde. Den höchsten Spaßfaktor bietet jedoch das Bad mit weltraumtauglichen Armaturen für Dusche und Klo, wobei schon das Waschbecken nur ungern das kleine Geheimnis freigibt, wie ich die Wassertemperatur und den Fluss regulieren sollte: Wo schieben/drehen/ziehen/ drücken und in welche Richtung? Besonders die Toilette ist seniorengerecht vom Feinsten: Gemütlich hoch; und haben nicht auch Sie sich schon mal eine geheizte Klobrille gewünscht? Das ist Standardausrüstung, genauso wie die mehrfachen Bidetfunktionen; mit gut gezieltem Wasserstrahl von unten, natürlich nur, wenn Sie tapfer sitzen bleiben und nicht vergessen haben, – vorher, Leute vorher! – Wassertemperatur und Strahlintensität eingestellt zu haben. Geht ganz einfach : Siehe Bild:
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Danach ab unter die Dusche, mit Tropenregenschauer von oben mit LED Licht, 5 verstellbaren Düsen mit Massagefunktion an der Wand zusätzlich einer Handbrause – jedoch frei von jeglichen Hinweisen, nicht einmal auf Japanisch, wie diese vertikale Autowaschanlage sachgerecht zu bedienen wäre und aus welcher Richtung man mit dem nächsten Wasserschwall zu rechnen hätte. Aber als Ruheständler hat man ja Zeit, um sich auch dieses mit Trial & Error, plus Humor zu erschließen.
Nicht unerwähnt will ich lassen, dass das Zimmer mit zweierlei Gästehausschuhen ausgestattet ist: ein Paar gedacht für den Trockenbereich im Zimmer und ein Paar gummierte Latschen für das Bad. Das Bett, auch dieses höher gelegt, ist bequem und duftet wunderbar nach Lavendel – und wäre natürlich auch elektrisch verstellbar in der Kopfkissengegend gewesen, wie ich am Morgen der Abreise raus gefunden habe. Ist doch alles ganz einfach und wirklich gut durchdacht, gerade für uns Ältere, die vielversprechenste Zielgruppe vieler Hotels.
Ihr Global Oldie

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