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Out of Africa – die ererbte Erinnerung

vignette_fargel Hello all, tief in mir schlummert die Erinnerung an die Savannah Ostafrikas. Angeblich unvergesslich; dabei war ich noch nie dort gewesen. Jedoch meine Vorfahren; Ihre übrigens auch. Ist so ungefähr 260.000 Generationen her, als unsere gemeinsamen afrikanischen Altforderen im lebensgefährlichen Trial und Error – Verfahren lernten, aufrecht zu gehen, Hände, Werkzeug, Feuer und vor allem das Hirn zu gebrauchen. Das Hirn der Frühmenschen schien anfangs noch Unterstützung seitens der Gene zu benötigen, um sich an Erlerntes nachhaltig zu erinnern: seitdem tragen wir auch ein genetisch fixiertes, Generationen übergreifendes Langzeitgedächntis in unserem Erbgut.
Ein bei Evolutionsbiologen beliebter Test zur Stützung dieser These „ererbte Erinnerung“ zeigt, dass Kinder im Alter von 4 – 6 Jahren, denen man Bilder ganz unterschiedlicher Landschaften unserer Erde vorlegt, überdurchschnittlich oft Szenen der Savannah vorziehen – unabhängig davon, ob die Testkinder aus London, Kalkutta, Los Angeles oder Peking stammen. Demzufolge haben spezielle Gene nicht nur ein inneres Bild der Frühmenschenheimat in meinen tiefsten Hirnregionen verankert, sondern zusätzlich noch manche schlechte Erfahrungen der Vorfahren: Urängste vor hohen Klippen, Dunkelheit, engen Räumen, Verletzungen, Blut und bestimmten Tieren. *
Die vererbten Lektionen haben der Menschheit in den letzten paar Milionen Jahren offenbar gut getan: Noch gibt es uns; den Säbelzahntiger nicht mehr. Auch als Individuen wissen wir, je älter man wird, desto mehr Erfahrungen hat man dann angesammelt, um eventuell sogar alt(-ers)klug zu werden. Aber was nützt uns alles Erlernte, wenn man’s wieder vergisst, was ja im Alter bisweilen vorkommen soll? Warum vergönnte die Evolution dem Frühmenschen die unauslöschliche genetisch gestützte Erinnerung – und mir vergesslichem, modernen homo sapiens sapiens nicht? Mir nützt die ererbte Angst vor Säbelzahntiger wenig, aber ein genetisches Backup für meine vier Dutzend wichtigsten Zugangscodes und Passwords…. hallo, Gene, das wär’s doch! Und ich bräuchte nicht ständig mein Smartphone bemühen.
Praktischerweise fände einer der Gene manipulierenden Wissenschaftler die fürs Stammhirn zuständige DNA Sequenz, um die outgedateten frühmenschlichen Erinnerungen zu löschen und somit Platz zu schaffen für heute Wichtigeres, z.B. unauslöschliche Erinnerung an IBAN-Nummern, die 38 üblichsten Umwelt- und Ökosiegel oder Wahlversprechen der Parteien. OK, das müssten dann meine Nachfahren als Erbgut übernehmen, so wie ich heute die inneren Savannahbilder bislang ungenutzt in mir herumtrage.
Bis dahin, lasst uns die vererbte Erinnerung nutzen und bei Gelegenheit die Savannah mal mit eigenen Augen ansehen. Jetzt, wo die Säbelzahntiger weg sind; in ehrfürchtiger Erinnerung an unsere tapferen Vorfahren. Mag sein, dass dort auch uns Erwachsenen so ein „déjà vu“ –vergönnt ist, wie den o.g. Kindern. Noch einmal wie ein Kind die Welt sehen- Allein das wäre die Reise schon wert, oder?
Ihr Global Oldie
PS: * sehr lehrreich, spannend und amüsant hierzu z.B.
Robert Winston „Human Instinct – how our primeval impulses shape our modern lives “, London 2002

Eine Antwort

  1. hallo global oldie, mit meinen 70 bin ich glücklich über schöne erinnerungen und wenn ich die augen schließe, höre ich das meer rauschen und sehe den strand vor mir und schon ist das alltagsgrau nicht mehr schlimm, weil ich dankbar bin über schöne z.b. urlaubserinnerungen, ich werde zufrieden und zum glück, vergißt man die schlimmen erinnerungen doch sehr schnell, also kein platz in meinem hirn
    für so wertloses wie iban usw. s.ihr bericht

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