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Eins, zwei, drei – Wechselschritt

Klängen kann sich kaum einer entziehen. »Moon River wider than a mile...« Wer kommt nicht gleich ins Träumen, wenn er diese Melodie aus dem Hollywood-Klassiker »Frühstück bei Tiffany« hört? »Ein schööööner langsamer Walzer«, schwärmt Rosemarie Egelseer-Thurek. Ähnliches weiß Ingrid Ullmann, Leiterin von Tanzkursen in Erlangen zu berichten.

 

Tanzlehrerin Rosemarie Egelseer-Thurek (blaues Kleid) zeigt Ilse Deutsch (rechts) die richtigen Twist-Schritte. Bewohne-rinnen und eine Mitarbeiterin des Wohnstifts am Rathsberg machen sofort mit. Foto: Cindric
Tanzlehrerin Rosemarie Egelseer-Thurek (blaues Kleid) zeigt Ilse Deutsch (rechts) die richtigen Twist-Schritte. Bewohne-rinnen und eine Mitarbeiterin des Wohnstifts am Rathsberg machen sofort mit. Foto: Cindric

Nicht nur die Erlanger Tanzlehrerin lässt sich von der Musik mitreißen, die sie jeden zweiten Montag im Monat für die Bewohner des Wohnstifts Rathsberg auflegt. »Wenn der weiße Flieder wieder blüht« oder »Ich brech‘ die Herzen der stolzesten Frau‘n« sind an diesen Nachmittagen für die Seniorinnen und Senioren ein probates Lockmittel, auf das Parkett zu eilen. »Wenn sie ihren Schritt tanzen, dann schweben sie davon«, sagt Egelseer-Thurek.
Auch das Freizeitzentrum Frankenhof verwandelt sich regelmäßig in einen Ort der Tanzlust. Dort leitet Ingrid Ullmann die Tanzrunde, die zwei Mal im Monat gegen einen Beitrag von je drei Euro stattfindet. Ullmann räumt gleich mit einem aus ihrer Sicht weitverbreiteten Vorurteil auf: »Seniorentanz hat überhaupt nichts mit alt und gebrechlich zu tun!« Ganz im Gegenteil, versichert die 70-jährige Tanzleiterin. Als »musikalisches Gedächtnistraining« versteht sie den Tanzkreis, bei dem man »noch etwas für sich und seinen Körper tun kann«. Die Tänze, die man in seiner Jugendzeit in einem Tanzkurs einmal gelernt habe, könne man noch im Alter abrufen, sagt Ullmann. Und Lehrerin Egelseer-Thurek weist darauf  hin, dass ihre Kundschaft beim Tanzen eine bessere Körperhaltung einnehme als im Alltag, die Schrittkombination fördere außerdem die Konzentrationsfähigkeit. »Tanzen verbessert die Leistungsfähigkeit in jeder Hinsicht.«
Allerdings wissen die beiden Expertinnen auch, dass gesundheitliche Beschwerden das Vergnügen trüben können. Wem es zu anstrengend werde, dem empfiehlt Ullmann, stehenzubleiben und sich auszuruhen, um später wieder mittanzen zu können. »Man muss darauf achten, dass man niemanden überfordert«, sagt Egelseer-Thurek und berichtet, dass viele Senioren nur zum Zuschauen kommen und sich deshalb rechtzeitig »einen guten Sitzplatz sichern«.
Dass Tanzen eine wichtige Methode ist, um sich im Alter zu bewegen, zeigt auch das von der Stadt Erlangen geförderte Programm namens »GESTALT – Bewegung gegen Demenz« (Gehen, Spielen, Tanzen als lebenslange Tätigkeit). Das Konzept haben Wissenschaftler des Instituts für Sportwissenschaften und Sport an der Universität Erlangen-Nürnberg eigens für Seniorinnen und Senioren entwickelt. Es richtet sich an Menschen ab 60 Jahren, die sich bisher sportlich noch nicht betätigt haben, die aber auch nicht mehr einsam und allein zu Hause sitzen möchten. GESTALT beinhaltet einen zentralen Komplex: »Es wird regelmäßig getanzt, zum Beispiel Gruppentänze wie Square Dance«, sagt Zsuzsanna Majzik, die Projektleiterin des Programms. Das Tanzen mache selbst denjenigen großen Spaß, die vorher nie getanzt hätten, berichtet sie.
Doch es geht um mehr als nur Tanz. »Es ist sehr wichtig, dass eine Kombination für Körper, Seele und Geist stattfindet«, hebt Majzik hervor. In den Kursen, die zwei Mal pro Woche stattfinden, probieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter fachlicher Anleitung viele Sportarten aus: Tischtennis zum Beispiel, aber auch Gymnastik, Boccia oder Aquafitness. Die Kursstunden dauern jeweils 90 Minuten – aus einem ganz bestimmten Grund. 60 Minuten sind etwa für Konzentrations- und Beweglichkeitsübungen reserviert, die »im normalen Alltag nicht vorkommen«, die übrige halbe Stunde dient der Geselligkeit. Mit GESTALT wolle man ältere Menschen motivieren, dass sie sich nach Kursende »selbstständig bewegen«. Für einen der Kurse kann man sich beim Erlanger Sportamt anmelden. Die Kosten betragen 100 Euro, von denen man sich jedoch unter bestimmten Voraussetzungen ganz oder teilweise befreien lassen kann.
Ob in der Tanzstunde oder beim städtischen Bewegungsprogramm – ältere Menschen sollen sich wohlfühlen und »beschwingt« nach Hause gehen, sagt Tanzleiterin Rosemarie Egelseer-Thurek. Sie weiß aus Erfahrung: »Tanzen tut der Seele gut.«
 
Ilona Hörath
Fotos: Mile Cindric

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