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Claudia Schweizer in der Kellergalerie des Möbelhaues Neubauer. Foto: Mile Cindric
Claudia Schweizer in der Kellergalerie des Möbelhaues Neubauer. Foto: Mile Cindric
Wenn ein Umzug in eine kleinere Wohnung ansteht oder einfach nur das Aufstehen aus dem Sessel immer anstrengender wird, können intelligente Möbelstücke das Leben komfortabler machen. Ein Konzept, mit dem sich das Möbelhaus Neubauer im Nürnberger Zentrum seit Generationen am Markt behauptet und auch heute noch den großen Ketten Paroli bietet.
»Sie drücken nur hier einmal auf den Knopf, und das ganze Programm läuft automatisch ab«, erläutert Claudia Schweizer. Die Seniorchefin des Möbelhauses Neubauer liegt auf einem High-Tech-Bett, dessen Rückenlehne gerade langsam hochfährt. Schweizer sitzt nun aufrecht, wie in einem Matratzensessel, der jetzt zur Seite schwenkt und danach sanft nach unten sinkt. »So einfach kommen Sie nun bequem aus dem Bett«, sagt sie und landet mit einem eleganten Schwung auf ihren Füßen.
Erfunden in Erlangen
Erfunden und gebaut hat dieses Spezialbett, das längst in Serie gefertigt wird, ein Erlanger Unternehmen. Das Möbelhaus Neu-bauer vertreibt es in Kombination mit diversen, ganz normalen Bettgestellen, im eingeklappten Zustand ist es von einem herkömmlichen Bett nicht zu unterscheiden. »Genau das macht unsere Möbel aus: Sie bieten intelligente Funktionen in Wohnoptik«, zählt Schweizer auf.
Wer sich in dem von außen eher konservativ anmutenden Geschäft an der Lorenzer Straße umschaut, stellt schnell fest, dass es hier Klappcouches, Fernsehruhesessel, Schrankbetten in allen erdenklichen Designs und Hölzern gibt, von gediegen bis topmodern. Gemeinsam ist ihnen nur eines: die Möglichkeit zur Verwandlung. »Von diesem Konzept werden wir auch nie abweichen, da es uns von den großen Möbelhäusern unterscheidet«, betont Schweizer. Die Firma Neubauer erwirtschaftet mehr Umsatz pro Quadratmeter Ausstellungsfläche als die Branchenriesen und hat sich als einziges von sieben Möbelgeschäften in der Nürnberger Innenstadt dauerhaft behaupten können. Das liegt sowohl am Sortiment als auch am Service: Die Mitarbeiter beraten Kunden auch zu Hause.
Außerdem führt man hier noch die so genannten Wiener Bänke, kleine Couches, aus denen mit wenigen Handgriffen ein Gästebett wird, und kleine Sofas in Esstischhöhe. Produkte, die man andernorts vergeblich sucht, weil sie erklärungsbedürftig sind. Denn wer so etwas kauft, will schließlich genau verstehen, wie es funktioniert.
Das ist die Stärke des Hauses, dessen Geschichte vor 110 Jahren unter dem Namen »Neubauers Patentmöbel« begann. Der Firmengründer Friedrich Neubauer brachte eines seiner ersten Verkaufsobjekte, einen patentierten Schlafdivan, bereits aus seiner Heimatstadt Ansbach mit nach Nürnberg. Einer dieser Divans steht heute in der Geschäftsführerwohnung unterm Dach des Firmensitzes, vermutlich ist das Stück aus Kaisers Zeiten eine der ersten Doppelschlafcouches überhaupt.
Das Schreibtischbett blieb ein Unikum
Bis in die sechziger Jahre hinein baute das Unternehmen seine Möbel selbst. Immer wieder waren auch Dinge darunter, die ein Unikum blieben – etwa das Schreibtischbett. Dabei lässt sich ein Schreibtisch mit einem Deckel versehen und komplett nach unten fahren, wobei gleichzeitig oben ein Bettgestell umklappt. Abnehmer hat es bislang keine gefunden. Verkaufsschlager waren dagegen lange Zeit der Fernsehruhesessel und die Klappcouch, heute findet eine verwandlungsfähige Chaiselongue viele Freunde.
Ebenso konsequent wie auf die ausgeklügelte Funktionalität der Möbel achtet das Unternehmen auch auf Qualität. »Wir ver-weigern uns der Billigschiene«, sagt Schweizer. Mit den Herstellern seiner Möbelstücke – vornehmlich einem niederländischen und einem bayerischen Fabrikanten – steht das Möbelhaus in reger Kommunikation. »Wir werden auch während der Entwicklung neuer Dinge immer wieder gefragt, ob Optik und Technik passen und unseren Kunden gefallen könnten«, berichtet Schweizer. Sie selbst führte das Möbelhaus seit 1987, übergab zuletzt die Geschicke des Familienunternehmens an ihren Sohn Wolfram. Heute kümmert sich die 70-Jährige hauptsächlich um Beziehungspflege, Vermarktung und Veranstaltungen.
Der historische Brunnen im Keller des Möbelhauses bietet dafür einen perfekten Rahmen, lockt er doch viele Besucher an. »Ich bewerbe lieber etwas Historisches. Die Leute merken dann schon selbst, dass sie in einem Möbelgeschäft sind«, sagt Schweizer. Vielen sei das nicht nur aufgefallen, sie seien auch Kunden geworden.
Alexandra Buba
Foto: Mile Cindric

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