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Wohlfühltour an der Neubürg und zur Therme Obernsees

In der Kirche Sankt Otto in Mengersdorf, im Vordergrund das Taufbecken. Foto: Mile Cindric
In der Kirche Sankt Otto in Mengersdorf, im Vordergrund das Taufbecken. Foto: Mile Cindric
Das Walberla ist eines der bekanntesten Ausflugsziele der Fränkischen Schweiz – und deshalb an manchen schönen Wochenenden allzu gut besucht. Die Ehrenbürg bei Kirchehrenbach ist aber nicht der einzige Tafelberg mit kultischer Vergangenheit in der Region. Wesentlich unbekannter, aber ebenfalls einen Besuch wert ist die Neubürg in der nördlichen Fränkischen Schweiz. Sie bietet nicht nur eine spektakuläre Aussicht aufs Fichtelgebirge und bis zum Thüringer Wald. Hier gibt es auch Kunst zu entdecken, und zum Abschluss unseres Wandertipps kann man in der wohligen Wärme der Therme Obernsees die Seele baumeln lassen.
Ausgangspunkt unserer dreieinhalbstündigen Tour ist der Parkplatz an der Therme Obernsees (Gemeinde Mistelgau im Landkreis Bayreuth). Unterhalb des Info-Shops folgen wir dem gelben Punkt (Neubürg-Rundweg) Richtung Obernsees. An der Kulturscheune vorbei gelangen wir auf der Alten Dorfstraße zur Kreisstraße, die wir überqueren und in linker Richtung rund 100 Meter entlanggehen. Dann geht es nach rechts; wir passieren das Gelände der Firma Moder und über ein Brücklein gelangen wir auf einen Forstweg, der nach oben in den Wald hineinführt. Am Wegkreuz halten wir uns links (der gelbe Punkt begleitet uns zuverlässig über die gesamte Wanderung) und laufen weiter bis zu einer Lichtung. Hier, beinahe am höchsten Punkt, geht es zwischen zwei Waldrändern im rechten Winkel nach links. Am Waldrand entlang wandern wir weiter bis zu einer Feldscheune oberhalb von Harloth. Hier grüßt rechter Hand bereits die 587 Meter hohe Neubürg.
Berauschende Aussicht
Der Weg führt hinter der Scheune wieder in den Wald. Wir wenden uns nach rechts, gehen bergab und bei einer Obstbaumlichtung rechts weiter durch den Wald. Der gelbe Punkt leitet uns über das Ende des Waldes hinaus zum Dorf Wohnsgehaig. An der Durchgangsstraße gehen wir links und erreichen nach wenigen hundert Metern leichten Anstiegs den Parkplatz an der Hochbürg, wo eine Tafel über die Geschichte des Berges informiert. Vom Parkplatz aus führt ein Pfad hoch zum Tafelberg.
Man mag sich heute kaum mehr vorstellen, dass das kahle Plateau einst dicht mit Eichen bewachsen war. Kriegslasten zwangen die Bewohner um das Jahr 1800 dazu, die Bäume abzuholzen und das Holz zu verkaufen. Die Neubürg war, obgleich es hier nie eine Burg im engeren Sinne gab, in früheren Zeiten besiedelt. Bereits in der Jungsteinzeit lebten Menschen auf der Anhöhe, die aufgrund ihrer günstigen Lage einen idealen Rückzugsraum bot. Heute zieht der Tafelberg die Menschen wegen der herausragenden Aussicht an, aber auch wegen der Kunst.
Im Jahr 2003 wurde hier ein NaturKunstRaum geschaffen, der bei Landschaftsschützern anfangs umstritten war. Sie befürchteten, der einmalige Reiz des Berges könnte Schaden nehmen. Die Maßgabe lautete daher, dass die Kunstwerke die Silhouette der Neubürg nicht beeinträchtigen dürften. Zehn Künstler aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich schufen Werke, die sich behutsam in die Umgebung einfügen. Sie verwendeten Materialien aus der Region, die einen engen Bezug zur Neubürg haben: Kalkstein, Sandstein, Bronze (Besiedlung in der Bronzezeit), Eisen (das im rötlichen Eisensandstein vorkommt) oder Eichenstämme. Dadurch verliert sich die Kunst fast in der Natur. Ein Rundweg über das Plateau führt an den Kunstwerken vorbei, die zum Teil auf den ersten Blick gar nicht zu entdecken sind.
Vom Parkplatz aus geht es zurück nach Wohnsgehaig; im Ort folgen wir dem Hinweisschild rechts abwärts nach Mengersdorf. Rund 100 Meter hinter dem Ortsausgang gehen wir an einer alten Eiche nach links (gelber Punkt). Oberhalb der Höfe von Außenleithen geht es Richtung Wald und rechts abwärts zur Straße. Diese müssen wir links einige hundert Meter entlanggehen, bis wir Mengersdorf erreichen. Hier lohnt ein Blick in die kleine Kirche St. Otto (den Schlüssel verwaltet Mesnerin Manuela Krauß, Hausnr. 14). Der Bau entstand um das Jahr 1521 und wurde 1623 erweitert.
Während der Hochzeit erstochen
Auffallend ist das Epitaph für den Herrn von Schlammersdorf: Es erinnert daran, dass dieser 1704 während einer Hochzeitsfeier erstochen wurde. Eine weitere Besonderheit sind die drei Emporen. Der oberste Rang wurde erst nachträglich eingezogen. Soldaten sollten von hier aus den Gottesdienst überwachen, denn das einst katholische Mengersheim war ein Frontposten des Bischofs von Bamberg, der seinen Einfluss nicht an den reformierten Herrschaftsbereich des Markgrafen von Bayreuth verlieren wollte.
Von der Kirche aus geht es gerade abwärts. Kurz vor der Kreisstraße kann man rechter Hand Schloss Truppach erspähen. Der zweigeschossige Bau, der sich heute im Privatbesitz befindet, stammt aus dem 17. oder 18. Jahrhundert und ersetzte eine mittelalterliche Wasserburg. Die wechselvolle Geschichte des Schlosses liegt heute weitgehend im Dunkeln. Ein früherer Besitzer soll einen Großteil der historischen Zeugnisse verbrannt haben.
Gleich nach dem Schloss gelangt man zur Kreisstraße, die wir überqueren und damit Truppach erreichen. Hier bietet sich die Einkehr in der einfachen, aber sehr guten Gastwirtschaft Krauß an. Parallel zur Kreisstraße führt der Weg zurück zum Parkplatz an der Therme. Wer mag, kann hier den Ausflug mit einem Besuch des Thermalbades und der Saunalandschaft ausklingen lassen.
Georg Klietz
Fotos: Mile Cindric
Blick auf die Neubürg. Foto: Mile Cindric
Blick auf die Neubürg. Foto: Mile Cindric

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