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Gute Manieren

vignette_mielenzGute Manieren haben wir Großeltern gelernt, manchmal (unter Protest) von den Eltern “eingetrichtert” bekommen: Bitte und danke waren selbstverständlich, auch zu Fremden guten Tag sagen, die Hand zur Begrüßung geben, vielleicht noch einen Knicks (oder einen Diener) machen, jede Menge Tischmanieren, mit vollem Mund nicht sprechen, nicht mit den Ellbogen am Tisch aufstützen, warten, bis alle aufgegessen haben und die Tischrunde aufgehoben wird, Erwachsene ausreden lassen, nicht dazwischen reden, wenn Erwachsene sich unterhalten, nicht in der Nase bohren … oje , diese Liste war endlos.
Manches von diesen Benimm-Regeln ist heute wirklich überflüssig, die “alte Schule” ist längst passé. Manches allerdings an guten Manieren (oder besser: an gutem Benehmen) wäre aber doch ganz schön, es bei den Enkelkindern erneut zu erleben. Jedoch, es gibt eine neue Art der Ruppigkeit: Da flucht unser 10-jähriger Enkelsohn, wenn er bei uns ist, z.B. mit den ordinärsten Ausdrücken und denkt sich nichts dabei, denn in den (privaten) Fernsehsendungen, die er schaut, wird genauso geredet, manche sind arg grenzwertig. Bitte und danke ? Diese Worte kennt er nicht.
Während des Essens spielt er mit seinem Smartphone oder er telefoniert, dass wir sein “Gespräch” mithören müssen. Unsere Fragen beantwortet er meistens nicht. Wenn wir zusammen unterwegs sind, dann drängelt er sich überall durch, macht andere Leute an, pöbelt und meint, er sei überhaupt der Größte. Kurzum: Er benimmt sich einfach schlecht und voll daneben.
Da machen wir Großeltern uns doch Sorgen, ob das nur eine vorübergehende Phase ist oder ob diese Prägungen dauerhaft bleiben? Schließlich sind gute Manieren die Voraussetzung für gutes Benehmen und letztlich der Schlüssel für späteren (beruflichen) Erfolg. Dazu muss man nicht unbedingt den Knigge auswendig lernen.
Mit Höflichkeit, Freundlichkeit und vielleicht auch den Menschen zugewandt kommt man doch viel leichter durchs Leben. Dabei geht es nicht darum, ob unser Enkelsohn mal böse flucht, es geht um Respekt und Anerkennung des jeweils anderen, vielleicht auch um “Würde” und Rücksicht.

3 Antworten

  1. Das stimmt vielleicht. Aber eben auch nur vielleicht. Es stellt sich die Frage, ob es früher besser war. Die Grundgesamtheit eigener Erfahrungen ist nämlich zu gering für grundsätzliche Aussagen. Ein Gegenbeispiel also: Ich erinnere mich, dass in den Siebzigern sonntags beim Kaffee die Männer noch die kleinsten Zimmer komplett zugequalmt haben, da konnte man die Luft schneiden. Undenkbar, dass die vorher Frauen und Kinder gefragt hätten. Was ich damit sagen will: Beispiele lassen sich für alles finden, ein Trend lässt sich so nicht feststellen.

  2. ich finde, darüber kann und muss man gar nicht so viel diskutieren. Natürlich war manches an den alten ‘Benimmregeln’ schierer Unsinn, Unterdrückungs- und Anpassungstraining. Ich denke dabei daran, dass ich als Kind noch Erwachsenen die Hand zu geben hatte, selbstverständlich auch einen Diener machen musste und in der Nazi-Zeit wurde zudem erwartet (gefordert’), die Hacken zusammenzuschlagen. Es schüttelt mich noch heute.
    Aber all das, was Sie in Ihrem letzten Absatz ansprechen, sollte doch ein zeitloses, selbstverständliches ‘Kulturgut’ sein oder wieder werden. Wer seine Enkel darauf aufmerksam macht und darauf drängt, ist doch kein Reaktionär?

  3. ja es geht um würde und rücksicht und hier ist natürlich das elternhaus sehr prägend und größtes vorbild.
    man ist kein weichei, kein warmduscher, wenn man anstand hat. dies den kindern verständlich zu machen, erfordert natürlich kraft und zeit. bei den kindern stärkt es das selbstbewußtsein, man muß nicht mit der masse schwimmen. als großeltern würden wir dieses verhalten nicht dulden, entweder benimm dich oder bleib bei deinesgleichen. es ist hart. aber müssen wir uns um des lieben friedenswillen alles gefallen lassen? wir mußten auch unseren lebenskampf bestehen, ohne die vielen staatlichen hilfen und zuschüsse, vielleicht aber dafür mehr vorbild und zeit.

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