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Silberne Ladendiebe in Japan

 
vignette2012 Hello All,   „silberne Ladendiebe“  in Japan klauen kein Silber. Sie mopsen überwiegend Lebensmittel und Kosmetika.  Sie sind über 65 jährig, wenn sie meist als Ersttäter geschnappt werden – oder sich schnappen lassen.  Dabei ist Japan in Sachen Kriminalität ein überdurchschnittlich sicheres Land. Die dort registrierten Straftaten sind in den letzten 10 Jahren sogar um 17% gesunken. Nicht  bei den Senioren. Deren Delinquenz hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt. Machten vor 10 Jahren die Alten nur 3,4 %  der Neuzugänge in den Gefängnissen aus, sind es inzwischen 8 %. Angesichts dieser Entwicklung befragte 2012 die Polizei in Tokyo 1000 der Oldie- Ladendiebe zu deren Hintergrund. 40 % Prozent gaben an, zu wenig Geld zum Leben haben; die übrigen 60 %  nannten Depressionen, Vereinsamung und Nichtbeachtung seitens der sozialen Umgebung als Hauptmotiv.  Die Auflösung der traditionellen Familienverbände  und Rentenkürzungen scheinen Haupttreiber der Alterskriminalität in Japan zu sein. Für viele der emsigen Japaner bleibt neben der Arbeit kaum Zeit für ein Privatleben und Freundschaften; wer ohne familiären Rückhalt in den Ruhestand entlassen wird, fällt in Irrelevanz und Einsamkeit.
Herr Fumino Kageyama war 67 und alleinstehend, als er nach einem bis dahin redlichen Leben aus Frust  zum ersten Mal eine Bentobox direkt unter der Überwachungskamera im Supermarkt sichtbar mitgehen ließ und prompt der Justiz überstellt wurde. Seine Rechnung ging zunächst nicht auf – das Gericht verurteilte ihn als Ersttäter zu einer Bewährungsstrafe. Zwei Monate später hatte er mit einem plumpen Raub  in der U-Bahn mehr Erfolg und bekam zwei Jahre Gefängnis aufgebrummt. Dort fand er Gleichgesinnte, Freunde, akzeptables Essen und einen wieder geregelten Tagesablauf.  Am besten gefiel ihm die Pflicht, wieder sechs Stunden am Tag arbeiten zu dürfen. Im Knast fühlte er sich dank einiger Sonderregeln für Alte mit den anderen Seniorenknackies gegenüber den jüngeren Mitinsassen in einer privilegierten Situation, die angenehm von der Nichtbeachtung in seiner Freiheit  kontrastierte. Er hatte sich nicht auf seine Entlassung gefreut, sagte er beim Abschied. Da Herr Kageyama offenbar ein typischer Fall ist, hat  man inzwischen das Gefängnis Onomochi bei Hiroshima zum Modellgefängnis für Alte umgestaltet.
Reisende in das Land der aufgehenden Sonne seinen also gewarnt: nicht von Gruppen tätowierter Jugendlicher mit wilder Haartracht geht Gefahr aus sondern eher von einem einzelnen, unglücklich aussehenden Oldie in der  U-Bahn oder im Aufzug – besonders in der Nähe von Sicherheitspersonal und  Überwachungskameras. Andere Länder, andere Sicherheitslagen!
Ihr Global Oldie
P.S. das oben Geschriebene sollte Sie aber in keinem Falle von einem Besuch  jenes wunderbaren Landes und seiner überwiegend zuvor kommenden Bewohner abhalten!

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