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Bloß keine Stressen

Die Botschaft ist klar: Immer die Ruhe, wenn man ins Internet geht. Ist für manche Zeitgenossen aber gar nicht so einfach, wie der Depp im Web weiß. Gerade älterer Surfer sollten da etwas acht geben.

So entspannt sollte man immer surfen. foto: epd
So entspannt sollte man immer surfen. foto: epd

Woran merken Sie, dass Sie alt werden? Wenn Ihnen niemand mehr zuruft »davon wirst du unfruchtbar«, sobald Sie Ihr Handy in die Hosentasche stecken!
Mit dem Handy verhält es sich wie mit dem darin enthaltenen Internet: Auch beim großen Datennetz dürfen Sie als so genannter Silver-Surfer Ihre Bedenken zurückstellen. Welcher Arbeitgeber sollte sich denn noch über Bilder aufregen, auf denen Sie besoffen unter dem Tisch liegen? Auch die üblichen Terroristenklischees dürften auf Sie kaum zutreffen. Bei Ihnen spart sich doch jeder Geheimdienstler die Mühe, selbst wenn Sie Worte wie »Allah« und »Bombe« in ein und derselben Mail verwenden.
Es gehört zu den Segnungen des Alters, nicht mit nervtötender Dauerskepsis im Netz herumgurken zu müssen. Im realen Leben mögen wir vielleicht nicht mehr gut zu Fuß sein, im Internet sind wir es dafür umso besser. Die jungen Surfbehinderten können einem da fast schon leidtun.
Doch halt: Ein bisschen Vorsicht sollten wir dann doch walten lassen. Neulich erhielt ich zum Beispiel eine Mail, in der mir ein Managerjob zur Aufbesserung der Rente angeboten wurde. »3500 Euro plus Bonus« wurden da in Aussicht gestellt Die Arbeitszeit sei frei planbar, der Job also ideal für Leute, »die von den Stressen, der Hektik und der Konkurrenz loskommen möchten«. Ich war schon drauf und dran zuzusagen. Da kam es mir: Wovon soll ich loskommen? Den Stressen? Hatten die sich verschrieben und meinten verstopfte Strassen oder die Fressen, die meine Kollegen spazieren tragen?
In solchen Fällen frage ich lieber mal nach. Selbstzweifel mögen zwar karrierehinderlich sein, hier tun sie Gutes. Beim Googeln stieß ich schnell auf einen netten Zeitgenossen, der ein ähnliches Schreiben der selben Firma erhalten hat. Inzwischen wurde er wegen Geldwäsche verurteilt. Irgendwelche Hacker hatten ein paar Tausender von einer Bankkundin auf sein Konto umgeleitet. Er sollte die Summe bar abheben, 20 Prozent behalten und den Rest an die Firma überweisen. Die besitzt jetzt das Geld, er musste 90 Tagessätze à 50 Euro abstottern.
Meine aktuelle Deppenbotschaft lautet also: Lassen Sie sich nicht stressen, besonders nicht von Leuten, die Sie von Stressen befreien wollen!
 
Peter Viebig

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