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Experten machen das Leben leichter

In Nürnberg werden Ratsuchenden, die Tipps für den altersgerechten Umbau ihrer Wohunung oder ihres Hauses brauchen, mit ehrenamtlich arbeitenden ehemaligen Bauingenieuren, Architekten, Ergotherapeuten oder Krankenschwestern in der neuen Anlaufstelle Kowab zusammengebracht.
Foto (NN-Archiv, Horst Linke
Foto (NN-Archiv), Horst Linke

Von einem Bad ohne Schwellen träumen viele ältere Menschen. Eine bodengleiche Dusche etwa ist eine feine Sache, wenn die Gelenkigkeit schwindet, aber man die Körperpflege noch alleine erledigen kann. »Das ist nicht nur modern und sieht schick aus, sondern tatsächlich eine häufige Umbaumaßnahme nach einer Wohnungsanpassungsberatung«, weiß Wolfgang Neumüller vom Zentrum Aktiver Bürger (ZAB) in Nürnberg. Beim neu gegründeten Kompetenznetzwerk Wohnungsanpassungsberatung (Kowab) können sich Interessenten jetzt kostenlos beraten lassen. Sie erkennen dabei die schlimmsten Stolperfallen und erfahren, wie man die Barrieren in der Wohnung planvoll abbaut.

Notwendig ist eine solche Beratung spätestens dann, wenn die eigenen vier Wände bereits zum Problem geworden sind, weil die täglichen Verrichtungen oder auch die Pflege schwierig zu bewerkstelligen sind. Noch besser ist es allerdings, Haus oder Wohnung bereits im Vorfeld auf die spätere Tauglichkeit als Seniorendomizil zu prüfen und entsprechend umzubauen. »Doch das machen die wenigsten«, sagt Neumüller.

Begonnen hat das ZAB mit der Beratung bereits vor zehn Jahren. Jürgen Schönborn entwickelte damals ein Konzept dafür, nachdem er in der eigenen Familie erlebt hatte, wie aufwändig es sein kann, Barrierefreiheit erst nachträglich herzustellen. Er wollte seine Kompetenz, die er in diesen Fragen erworben hatte, auch anderen zugänglich machen, und startete zunächst in Fürth mit der kostenlosen Beratung, die später in Nürnberg in größerem Umfang fortgesetzt wurde.

Erst jüngst hat sich die Einrichtung neu strukturiert. Nun beteiligt sich auch die Stadt Nürnberg an der Koordination, und Schönborn, der kürzer treten will, bekommt etliche Mitstreiter. »Aktuell wollen 14 Personen, überwiegend Ruheständler, für uns beraten«, sagt Neumüller. Dabei bringen sie den Ratsuchenden viel Wissen und Erfahrung ins Haus. Denn die Ehrenamtlichen sind ehemalige Bauingenieure, Architekten, Ergotherapeuten oder Krankenschwestern.

Die erste Anlaufstelle für alle, die sich über mögliche Umbaumaßnahmen informieren wollen, ist der Pflegestützpunkt der Stadt Nürnberg. Dieser führt – gegebenenfalls auch am Telefon – ein Erstgespräch, aus dem klar wird, welche Art von Information benötigt wird. Anschließend schickt das ZAB einen seiner ehrenamtlichen Berater zum Hausbesuch. Dieser arbeitet eine Checkliste ab: Wie ist der Zugang zur Haustür? Wie ist die Situation mit Treppen? Gibt es Schwellen? Wie sieht es im Bad aus?

Doch nicht nur die Wohnung, auch die persönliche Situation des Ratsuchenden oder seiner Angehörigen spielt eine Rolle: Gibt es eine Pflegeeinstufung? Lebt der Mieter oder Eigentümer allein? Kommt ein Pflegedienst ins Haus? Nach Klärung aller Fragen erstellt der Wohnberater gemeinsam mit einer Pflegeberaterin beim Pflegestützpunkt einen Plan, wie der individuelle Weg aussehen könnte.

Dabei werden auch Fragen nach Finanzierung, Zuschüssen und Fördermitteln geklärt. Umbaumaßnahmen muss ein Betroffener nämlich keineswegs allein finanzieren. »Muss die Wohnung auf die besonderen Bedürfnisse der Pflege baulich angepasst werden, etwa durch kleine Um- oder Einbauten, gewährt die Pflegekasse bei Vorliegen einer Pflegestufe einen Zuschuss von bis zu 4000 Euro. Auch übernehmen die Kranken- und Pflegekassen den Großteil der Kosten für die erforderlichen Hilfsmittel«, betont Walburga Dietl, Leiterin des Nürnberger Pflegestützpunktes.

Zudem fördert das Bayerische Wohnbauprogramm die Anpassung von Wohnungen an die Belange von Menschen mit Behinderung. Das Handicap muss nachgewiesen werden, und es sind Einkommensgrenzen zu beachten. Dann kann ein zins- und tilgungsfreies Darlehen von bis zu 10.000 Euro bewilligt werden. Nach Ablauf der Belegungsfrist von fünf Jahren wird die Darlehensschuld erlassen – im Ergebnis handelt es sich so um einen Zuschuss.

Ein weiteres Förderprogramm gibt es von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). »Altersgerecht Umbauen« hilft finanziell in bestehenden Wohngebäuden Barrieren zu reduzieren, und gewährt Zinsverbilligung. »Das Programm eignet sich auch für präventive Maßnahmen«, sagt Dietl. Definierte Förderbereiche und technische Mindestanforderungen sind einzuhalten. Bei der Kreditvariante (Programm 159) können bis zu 50.000 Euro pro Wohneinheit über die eigene Hausbank beantragt werden. Bei der Zuschussvariante (Programm 455) gibt es unter bestimmten Voraussetzungen bei einzelnen, frei kombinierbaren Maßnahmen einen Zuschuss von bis zu acht Prozent der förderfähigen Investitionskosten ab 300 Euro bis maximal 4000 Euro. Nach dem Förderstandard »Altersgerechtes Haus« können bis zu zehn Prozent der Investitionskosten, maximal jedoch 5000 Euro, bewilligt werden.

Grundsätzlich sind alle Anträge zur Wohnungsanpassung vor Beginn der Maßnahme zu stellen. Die einzelnen Förderprogramme werden aufeinander abgestimmt und gegebenenfalls gegeneinander aufgerechnet. Mit dem Umbau darf erst nach Genehmigung der beantragten Fördermittel begonnen werden.

Was in der Wohnung schlussendlich umgebaut oder verändert wird, entscheidet immer der Ratsuchende selbst, sagt Berater Neumüller, der auch Handwerker empfehlen kann. Durch eine Kooperation mit der Handwerkskammer wisse man, welche Betriebe in der Region auf welche Baumaßnahmen spezialisiert und gegebenenfalls in diesen Bereichen zertifiziert sind.

Beauftragen muss der Betroffene die Handwerker aber ebenso selbst, wie er die Baumaßnahmen überwachen und abnehmen muss. »Im Einzelfall helfen wir da natürlich auch, wenn niemand anderer aus der Familie oder dem Bekanntenkreis da ist«, versichert Neumüller.

Es muss ja auch nicht immer gleich der komplette Badabriss sein, häufig helfen bereits einfache Maßnahmen wie Griffe über der Badewanne und elektrische Türöffner, um das Leben zu erleichtern.

 

Alexandra Buba

Fotos: NN-Archiv

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Zum »Kompetenznetzwerk Wohnungsanpassungsberatung –
Kowab« in Nürnberg sind folgende Institutionen zusammen-geschlossen:

  • der Pflegestützpunkt Nürnberg, der den Zugang zu den Klienten hat und die Fachkompetenz zur Pflege einbringt sowie den Beratungsprozess koordiniert. Er wird von der Stadt Nürnberg sowie den gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen getragen.
  • das Seniorenamt der Stadt Nürnberg, das das Kowab mit zusätzlichen Ressourcen ausstattet und fachlich unterstützt,
  • die Handwerkskammer für Mittelfranken, die den Kontakt zu Handwerksbetrieben herstellt,
  • der Sozialverband VdK, der Mitarbeiter-Stunden für Wohnberatung mit dem Schwerpunkt technische Fragen zur Verfügung stellt,
  • das Zentrum Aktiver Bürger (ZAB), das die geschulten Ehrenamtlichen betreut und die Wohnberatung vor Ort durchführt. Das ZAB gehört zum Institut für Soziale und Kulturelle Arbeit (ISKA) in Nürnberg.

 

Kontakt für Beratungen

Pflegestützpunkt/Heilig-Geist-Haus, Hans-Sachs-Platz 2, 90403 Nürnberg, Tel. 0911 53 989 53, info@pflegestuetzpunkt.nuernberg.de

www.pflegestuetzpunkt.nuernberg.de,

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