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Alte oder Senioren oder wie?

vignette Hello All, „nennt uns bloß nicht mehr Senioren“*. Was hättet Ihr denn lieber? „Alte“? „Generation Silber“? „Gold Ager“? Vorsicht Freunde, ab hier betreten wir weltweit unentschärfte Minenfelder. Die britische Zeitung „The Telegraph“ gab 2009 Leitlinien an ihre Journalisten heraus, um Menschen jenseits des gewissen Alters ohne Verdacht auf Diskriminierung zu umschreiben. Statt „Alte (elder)“ oder Ältere (elderly) sollte man besser „Ältere Erwachsene (older adults)“ schreiben. Man dürfe auch „Mann/ Frau plus Alter in Jahreszahlen“ sagen anstatt „Senior“. Australiens Arbeitgeber nennen ihre erfahreneren Mitarbeiter „Arbeitnehmer im gereiften Alter (mature aged worker)“. In einigen Behörden findet folgende Einteilung statt: 20 – 30 Jährige: „junge Erwachsene“; 40 – 50 Jährige: „mittleren Alters“; 60 – 70 Jährige: „Senioren“ (also doch); 80+: „Ältere“. In den USA, der Heimat politischer Korrektheit, umschifft man diese heiklen Sprachklippen, indem man die Leutchen bestimmten Kohorten zuordnet. Also z.B. den „Baby Boomers“, den zwischen Ende des WW II bis ca. 1960 Geborenen. Noch ältere Herrschaften werden dann als Kriegsgeneration oder Vorkriegsgeneration angesprochen. Auch der Begriff des „Veteranen“ ist in den USA politisch super korrekt. Ergänzt um den Hinweis, welchen Krieg jene Veteranen überlebt haben, also z.B. zweiten Weltkrieg, Korea, Vietnam, Dessert Storm, usw. Im hispanischen Sprachraum laviert man mit „Drittem Lebensabschnitt (tercera edad)“ halbwegs sicher durch die prekäre Begrifflichkeit. Engländer versuchen es mit „in die Jahre gekommene Erwachsene (seasoned adults“). „Oldie“ (s.u.) finde ich persönlich sympathisch, aber setzt Zutraulichkeit voraus. Die Bezeichnungen „Rentner“, „Ruheständler“ oder „Pensionär“ unterstellen, dass die Angesprochenen inzwischen inaktiv leben. Was auf viele weder zutrifft noch gern gehört wird. Können Gastronomen den „Seniorenteller“ noch als „kleine Portion“ umschreiben, wird es beim „Seniorenrabatt“ schon schwieriger, damit nicht Unberufene sich angesprochen fühlen.
Also, irgendwie wirken alle Versuche, Alter politisch korrekt auszudrücken albern bis verkrampft. Selbst ein lieb gemeintes „im Herzen jung geblieben“ sagt doch, dass das Äußere altersgemäß baufällig wirkt. Mir gefällt in diesem Zusammenhang ein Zitat von Bernard Baruch. „Alt bedeutet für mich immer 15 Jahre älter als ich gerade bin“. Fast ein Geheimtipp für Peter Pan – Fans!
Ihr Global Oldie
—–
*Deutschlandradio Kultur, 4.8. 2015

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