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Der Freizeit-Kapitän

Heiko Könicke, Seniorchef der Nürnberger Ausstellungsgesellschaft AFAG, hat keine Angst, dass das Internet eine große Konkurrenz für die Freizeit-Messe sein könnte. Er hat nämlich schon viele Trends kommen und gehen sehen. Schließlich hat er seit rund 50 Jahren hauptberuflich mit den Themen Freizeit und Garten zu tun. Ein Portrait des Messechefs
RESSORT:  sechs+sechzig DATUM:      11.01.16 FOTO:         Michael Matejka  MOTIV:    AFAG Geschäftsführer Heiko Könicke ANZAHL:    1 von 25 "Veröffentlichung nur nach vorheriger Vereinbarung"
FOTO: Michael Matejka
AFAG Geschäftsführer Heiko KönickeSchon als

Schon als Schüler hat Könicke beim väterlichen Messebetrieb vorbeigeschaut und sich nützlich gemacht. Mit 50 Pfennig pro Stunde wurde ihm seine Tätigkeit vergütet. Der Vater war ein strenger Chef; seinen Söhnen hat er nichts geschenkt. Dennoch sind mit Heiko und Hermann zwei seiner fünf Kinder ins Messegeschäft eingestiegen und haben das Unternehmen weiterentwickelt. Heiko Könicke hatte sich zuvor Kenntnisse in drei verschiedenen Berufen angeeignet und in Hamburg in die Verlagswelt hineingeschnuppert. Das hat ihn stark geprägt.

Vor kurzem sind Könickes Sohn und sein Neffe in die Firmenleitung aufgerückt und haben nun verantwortungsvolle Positionen inne. Ihr Verdienst dürfte weitaus höher liegen als Könickes damaliges Anfangsgehalt, schließlich sind auch die Herausforderungen gewachsen, um sich im Markt zu behaupten.

In den Anfangsjahren, als die heutige Messe »Freizeit und Garten« noch »Urlaub« hieß, lag der Schwerpunkt der Aussteller auf Reiseangeboten. 1966 wurde sie zum ersten Mal durchgeführt. »Der Markt war noch nicht so professionell entwickelt«, erinnert sich Seniorchef Könicke. Von Nürnberg aus ging es im Urlaub meist nach Italien. Griechenland und Spanien kamen bei den Sonnenhungrigen gerade erst groß heraus. Das war Mitte der 60-er Jahre, und die Präsentation von Booten für Freizeit-Kapitäne in einer eigenen Ausstellungshalle auf der Messe war eine Attraktion. Vom fränkischen Seenland existierten damals erste Pläne. Mobilität war noch nicht so selbstverständlich, und eine Fahrt nach Südtirol empfanden die Menschen als »eine kleine Weltreise«, berichtet Könicke.

Viele Nürnberger verdienten ihren Lebensunterhalt in der Industrie. Somit war die Freizeitmesse am Wochenende proppenvoll, aber unter der Woche »konnte man die Besucher mit Handschlag begrüßen«, schildert der AFAG-Chef. Heute dagegen sind die Ausstellungshallen auf dem Messegelände auch unter der Woche gut besucht. Die Flexibilisierung der Arbeitszeit, der Wandel vom Gewerbestandort mit Großbetrieben wie AEG, Triumph Adler oder MAN zum Dienstleistungssektor hatte auch Auswirkungen auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer nach Erholung. Statt wie einst sich an einer Ausstellung der Nürnberger Eigenheit des »Hasengarten« zu erfreuen, streben die Messebesucher jetzt nach Möglichkeiten, ihre Freizeit aktiv zu gestalten. Sei es mit Outdoor-Aktivitäten oder durch das Kennenlernen weit entfernter Länder.

Die Sehnsucht nach einer Halle voller Blumen und frischem Grün als Vorbote des Frühlings ist geblieben. Den ersten Impuls für diese immer wieder neu inszenierte Gartenlandschaft auf der Freizeitmesse hat übrigens die Landesgartenschau »Grünen und Blühen« 1951 in Fürth gegeben, verrät Könicke. Damals wurden in der Kleeblattstadt der Stadtpark und die Flussaue gestaltet. Für den AFAG-Chef wurde dabei »etwas Großartiges geleistet. Die graue Maus Fürth erfuhr eine Aufwertung«.

Durch die vielen Jahre, in denen sich der Seniorchef in den verschiedensten Organisationen im Nürnberger Großraum engagiert hat, ist er ein Zeitzeuge erster Güte, der von der Stadtentwicklung bis zur Kunst viele Weichenstellungen von Anfang an miterlebt hat. Noch immer ist der große Kunstfreund, der sich ein Leben lang für grafisches Gestalten interessiert hat und ein passionierter Sammler ist, in der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung aktiv. Manche Veranstaltung zur Förderung der Künste in Nürnberg hat er mitgetragen. Erwähnt seien hier nur die Internationale Grafik-Triennale und die Triennale der Glaskunst.

In seiner eigenen Freizeit machte der Messe-Manager mindestens seit 25 Jahren stets Urlaub am Gardasee. Meist kreuzte er mit einem kleinen Segelboot über das Wasser. Dabei ist er stolz darauf, dass er ausnahmslos an allen Orten entlang des Gardasees mindestens einmal angelegt hat.

»Wenn es dem Franken irgendwo gefällt, dann kommt er immer wieder dahin zurück«, charakterisiert er seine Mitmenschen. Inzwischen stellt er erfreut fest, dass die Heimat eine Renaissance erfährt. Damit verbunden ist die Wiederentdeckung der Fränkischen Schweiz und anderer Ziele, die vor der Haustür liegen.

 

Petra Nossek-Bock

Foto: Michael Matejka

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