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Studieren im Alter

aaa-vignette Hello All, Offensichtlich zieht es einige mit mir gereiften Freunde erneut an eine Alma Mater. Besonders jene im Ausland. Als hätten sie im Leben immer noch nicht genug gelernt. Die bildungsbeflissenen Freunde in Kanada und USA hocken als stramme 60 plus -Studenten unter 18- 24 Jährigen und ziehen sich Kunstgeschichte, Orientalistik, schwierige Sprachen, Psychologie und anderes Allgemeinbildendes rein. Angelockt vom Versprechen, dadurch altes Wissen aufzufrischen oder früher Versäumtes nachzuholen. Verbunden mit der Erwartung, dadurch neue Kontakte zu knüpfen und Anschluss an wesentlich Jüngere zu gewinnen. Meine – gewiss kleine – Recherche zu den Auswirkungen solch’ spät erblühten Studiendrangs fördert eher Zwiespältiges hervor. Was mich vorläufig nicht zur Nachahmung ermuntert. Auf der positiven Seite des Saldos stehen: Abwechslung; ein von den relevanten Anderen zu hause zu akzeptierender Anlass, mehrmals die Woche für Länger zu verschwinden. Sie lassen sich nicht mehr vom verbalen Getöse der notorischen Schlaumeier in den Seminaren ehrfurchtserheischend platt quatschen. Und tatsächlich lernen sie Gleichgesinnte kennen – jedoch überwiegend ebenfalls Ältere. Was grundsätzlich erfreulich sein kann, aber nicht unbedingt die Intention ist. Auf dem Negativsaldo steht, dass sich der Anschluss an die Jungen wesentlich schwieriger als erhofft gestaltet. Im schlimmeren Fall fühlen sich die Alten vor allem in den Arbeitsgruppen als Fremdkörper, artig geduldet, aber nicht unbedingt willkommen. Nicht nur andere Kommunikationsstile via e- Netzwerke und Sprechgeschwindigkeit bauen Verständigungshürden auf. Während Junge ihre Notizen papierlos in Notebooks sortieren und über Nacht daraus druckreife Referatspräsentationen an die Leinwand projizieren, legen Retrostudenten wieder Karteikarten an, schreiben Kladden voll und mühen sich mit deutlich unansehnlichen Power-Point- Darstellungen ab. Frustration stellt sich gehäuft in den Sprachkursen ein, wenn die Alten spüren, mit welcher relativen Leichtigkeit die Jüngeren Fortschritte machen und man selbst in diesem Umfeld viel zu langsam voran kommt und relativ lernbehindert wirkt. „Demütigend“ sei das letzte Semester gewesen, gestand Susan. Sie hat jetzt umgesattelt und besucht einen Sprach- und Kulturkurs der Uni, der sich explizit an Altersstudenten wendet, mit entsprechendem Arbeitstempo, mehr Betonung auf Verstehen und abgeschwächtem Leistungsdruck. Halt dann ohne zusätzlichen akademischen Abschluss. Das Erlebnis rückt in den Vordergrund, das Ergebnis in den Hintergrund. So macht das Studieren im Alter dann wieder richtig Freude.
Ihr Global Oldie

2 Antworten

  1. Vielleicht sollten die Älteren lieber ehrenamtlich tätig sein. Da lernen sie auch viel- und manchmal auch mit Jüngere zusammenzuarbeiten. Die Uni ist nicht als Ersatz für die Volkshochschule gedacht. Für anspruchsvolle Alt-Akademiker fehlt offfenbar das richtige Angebot.

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