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Seit 20 Jahren im Dienst der Älteren: Der Seniorenrat Fürth mit Vorstand Alfons Kirchner (re.) und den Stellvertretern Inge Hartosch, Ulrich Schuberth, Gabriele Höfler (von links). Foto:  Michael Matejka
Seit 20 Jahren im Dienst der Älteren: Der Seniorenrat Fürth mit Vorstand Alfons Kirchner (re.) und den Stellvertretern Inge Hartosch, Ulrich Schuberth, Gabriele Höfler (von links). Foto: Michael Matejka

Wozu brauchen wir einen Seniorenrat? Wir haben doch eine ganze Reihe älterer Stadträte, die können doch die Belange der Senioren ausreichend vertreten!« Mit solchen und ähnlich deutlichen Worten sahen sich vor mehr als zwanzig Jahren etliche rührige Fürther konfrontiert. Sie hatten den Wunsch geäußert, in der Kleeblattstadt eine schlagkräftige Vertretung für die Interessen älterer Menschen ins Leben zu rufen.

Heute, 20 Jahre nach der konstituierenden Sitzung des damals noch Seniorenbeirat genannten Gremiums, können die Mitglieder des Seniorenrates über so eine ordentliche Portion Ignoranz nur lächeln. Durch ihre Arbeit haben sie inzwischen viele Argumente gesammelt, die zeigen, dass diese Interessensvertretung für eine lebendige Stadtgesellschaft unverzichtbar geworden ist.

»Unser Motor war Adi Meister, der ehemalige Geschäftsführer der Fürther Arbeiterwohlfahrt«, erinnert sich Alfons Kirchner (Jahrgang 1943). Er ist seit 2014 der Vorsitzende des Rates. Mit 60 Jahren beschloss Kirchner, sich Meisters Initiative anzuschließen. Schon damals richtete man ein großes Augenmerk auf die Alten- und Pflegeheime in Fürth, kümmerte sich um einen seniorengerechteren öffentlichen Personennahverkehr und hielt regelmäßig Sprechstunden ab.
Und dann ging es Schlag auf Schlag. Bald konnte man weitere Erfolge der Arbeit ernten. Da war zum Beispiel die Anschaffung eines Elektromobils für die Besucher des Fürther Friedhofs. Oder die Aktion »Nette Toilette«, mit der viele Geschäfte und Gaststätten ihre »Örtchen« zur Verfügung stellen, wenn es mal »pressiert«, ohne dass gleich etwas gekauft oder verzehrt werden muss. Stolz ist Kirchner auch darauf, dass im Rathaus ein Seniorenbüro eingerichtet wurde. Oder darauf, dass jetzt eine hauptamtliche Seniorenbeauftragte die zentrale Ansprechpartnerin für ältere Menschen ist.

Auch Inge Hartosch, vor zwei Jahren in den Vorstand aufgerückt und im Gremium für die Büroorganisation zuständig, ist mit Leib und Seele dabei. Aus einem sozialen Beruf kommend, liegt ihr mittlerweile besonders der Arbeitskreis »Stadtplanung, Stadtentwicklung, Umwelt- und Naturschutz« am Herzen. Dort geht es zum Beispiel darum, die Senioren in den einzelnen Stadtteilen zu aktivieren. »Soziale Kontakte und Begegnungen vor Ort sind sehr wichtig. Wir sprechen die Vereine und Verbände an und wollen neue Treffpunkte und Veranstaltungen für Senioren anregen«, so die 71-Jährige. Aber auch das Aufzeigen von Defiziten bei den Einkaufsmöglichkeiten, der medizinischen Versorgung oder anderen Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge gehört zu ihrem Bereich. Sie ist bei Ortsbegehungen und Bürgergesprächen dabei, gibt Stellungnahmen zu Bebauungsplänen ab und kümmert sich um den Seniorenkulturtreff, der jeden zweiten Dienstag im Monat stattfindet.

Sehr viel Spaß

Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz sind die Themen, denen sich Gabriele Höfler verschrieben hat, wie ihre Vorstandskollegin 71 Jahre alt. Zudem kümmert sie sich um die Finanzen und die Buchführung. »Seit 2011 arbeite ich im Seniorenrat mit. Damals wurde ich als Vertreterin des VdK benannt und mehr oder weniger ins kalte Wasser geschmissen«, meint sie schmunzelnd. Von Seniorenarbeit habe sie vorher wenig Ahnung gehabt, aber mittlerweile mache ihr das Ganze sehr viel Spaß. Da sie beruflich bei einer Krankenkasse tätig war, kennt sie die Wichtigkeit einer guten Gesundheitsvorsorge. »Bewegung bis ins hohe Alter ist das A und O. Deshalb bin ich auch beim Seniorentanz 60plus und bei den Gymnastikangeboten aktiv.« Das mache genauso Freude wie das generationenübergreifende Kochen mit Kindern. Dass als neue Gäste jetzt auch Flüchtlingskinder mitmachen, freut Gabriele Höfler besonders.

Laut Statistischem Bundesamt wird in Deutschland bis zum Jahr 2060 etwa jede dritte Person 65 Jahre oder älter sein. Diese demografische Entwicklung und die damit einhergehenden Bedürfnisse beim Wohnen, der finanziellen Vorsorge und im sozialen Bereich lassen die Aufgaben eines Seniorenrates immer umfassender werden. Dessen ist sich auch Ulrich Schuberth (Jahrgang 1947) bewusst. Der Diplom-Ingenieur vertritt Alfons Kirchner und ist für die regionalen und überregionalen Kontakte des Beirates zuständig. »Nach meiner beruflichen Tätigkeit wollte ich mich nicht ausschließlich ins Private zurückziehen, sondern andere Seiten kennenlernen.« Und so will auch er aktiv an der Bewältigung der vielen Aufgaben arbeiten, die noch auf die Seniorenräte warten.

Möglichst lange zu Hause

Ein zentraler Wunsch ist die Entwicklung eines seniorenpolitischen Gesamtkonzepts für die Stadt Fürth. Hier arbeiten die Räte eng mit dem Sozialreferat zusammen und hoffen, dass die Stadt bald dem Beispiel anderer Kommunen folgt. Ein solches Konzept zeigt auf, welche Angebote, Hilfestellungen und Dienstleistungen es in der Stadt gibt, die älteren Menschen das Leben erleichtern. Es legt fest, welche Bedingungen vorhanden sind, verbessert oder geschaffen werden sollten, damit Ältere möglichst lange zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung leben können. Es bildet so eine gute Grundlage für alle Fragen aus diesem Bereich.

Weitere Ziele, die sich die umtriebigen Seniorenräte bis 2017 gesetzt haben, sind unter anderem die Planung von Mehrgenerationenanlagen, Maßnahmen gegen die fortschreitende Altersarmut und der Kampf gegen die steigenden Energiekosten. Aber auch die Beteiligung an der Entwicklung eines Radverkehrskonzepts und eines Verkehrsentwicklungsplans, der Einsatz für einen sozialverträglichen Tarif im öffentlichen Nahverkehr oder der bessere Kontakt zwischen deutschen und ausländischen Mitbürgern zählen zu den Zukunftsaufgaben.

Es wird also nicht langweilig, wenn der Fürther Seniorenrat nun ins dritte Jahrzehnt geht.

Karin Jungkunz

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