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Herrn Gaucks bemerkenswerte Ansichten zum Alter

vignette_nosseck_bockEs ist schon ungewöhnlich, dass jemand wie Joachim Gauck sich zum eigenen Alter äußert. Bisher gab es in der Politik überwiegend Menschen, die über eine unendliche Energie zu verfügen schienen. Ob es Franz Müntefering (Jahrgang 1940) ist, der sich seit letzten Jahr als Vorsitzender der Interessensgemeinschhaft der Seniorenorganisationen (Bagso) engagiert oder Alt – Bundeskanzler Helmut Schmidt, der noch bis kurz vor seinem Tod ein gefragter Gesprächspartner war. Ein Blick in die vielen Talkshows reicht, um zu wissen, dass es schick ist, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen, bis man umfällt und mit den Füßen zuerst aus dem Fernsehstudio getragen wird. Da braucht man sich gar nicht auf den legendären Bundeskanzler Konrad Adenauer berufen, der bis 89 sein Amt ausfüllte. Jetzt hat mit Gauck jemand den Mut darauf hinzuweisen, dass es eines Tages Schluss sein könnte mit dem jugendlichen Elan. Ich finde das mutig und ein längst überfälliges Signal.

Denn mittlerweile gehört es ja zum guten Ton, mit 70 per Fahrrad die Welt zu umrunden oder- wie vor wenigen Tagen – mit 90 das erste Mal mit dem Fallschirm zu springen. Anstatt also wie sebstverständlich eine zweite Amtszeit anzusteuern, verweist Gauck auf die Endlichkeit der Kräfte. Damit entlastet er alle jene Zeitgenossen, die den eigentlichen Sinn des Wortes Ruhestand noch nicht vergessen haben. Gauck möchte sicherlich mehr Zeit für Familie und Freundeskreis haben. Mit dem eng getakteten Terminkalender eines Bundespräsidenten ist sicher nur sehr wenig Zeit für die eigenen Bedürfnisse übrig geblieben.

Ich hoffe, dass Gauck mit seinem Verzicht auf die zweite Amtszeit auch ein Signal setzt, dass langfristig die Diskussion über ein immer weiteres Hinausschieben des Renteneintrittsalters beendet. Der Pfarrer Gauck hat auf die Endlichkeit des Lebens hingewiesen und damit ein Tabu gebrochen. Das Wort “amtsmüde” kam ihm nicht über die Lippen. Es ist mehr die Vernunft, die ihn zu diesem Schritt bewogen haben mag. Nur wenige Menschen verfügen über die Gabe zu erkennen, wann es genug ist, Veränderungen nötig sind und, die dann auch entsprechend die Weichen stellen. Leicht dürfte dem Bundespräsidenten diese Entscheidung nicht gefallen sein. Aber Gerontologen werden ihm recht geben. Wenn man die Grenze zum 80.Lebensjahr überschritten hat, ist Vitalität eine Gnade, keine Selbstverständlichkeit. Wir sollten uns angewöhnen, dieses auch wieder als solches zu sehen trotz aller Erfolge der Medizin bei der Verlängerung der Lebenszeit.
Ich wünsche dem Bundespräsidenten auf jeden Fall noch ein langes Leben und beglückwünsche ihn zu seiner Entscheidung.

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