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Streit über einheitliche Pflegeausbildung

Die geplante Zusammenführung der bisher drei getrennten Ausbildungen Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege zu einem Ausbildungsberuf stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung.
Ausbildung von Altenpflerinnen und Altenpflegern am Fachseminar fuer Altenpflege der Diakonie Stiftung Salem in Minden, Nordrhein-Westfalen. Foto: Werner Krueper / epd
Ausbildung von Altenpflegerinnen und Altenpflegern am Fachseminar für Altenpflege der Diakonie Stiftung Salem in Minden, Nordrhein-Westfalen. Foto: Werner Krueper / epd

Die geplante Zusammenführung der bisher drei getrennten Ausbildungen Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege zu einem Ausbildungsberuf stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung.

Vor allem in der Kinderkrankenpflege wird ein Verlust an Fachkompetenz befürchtet. Andere Experten loben allerdings gerade die geplante interdisziplinäre Ausrichtung der Ausbildung, weil in den Krankenhäusern immer mehr ältere Patienten gepflegt werden müssen und in den Pflegeheimen oft sehr kranke Bewohner.

Mit der Ausbildungsreform soll der Pflegeberuf an die neuen Anforderungen angepasst werden. Die sich wandelnden Versorgungsstrukturen erforderten eine übergreifende pflegerische Qualifikation, heißt es in dem Gesetzentwurf. Die generalistische Ausbildung solle auf alle Arbeitsfelder vorbereiten und einen Wechsel zwischen Pflegebereichen erleichtern. Ausgebildet wird mit dem Berufsziel Pflegefachfrau oder Pflegefachmann. Die Ausbildung dauert drei Jahre und wird außerdem “angemessen” vergütet. Der praktische Ausbildungsanteil soll künftig überwiegen. Das Studium dauert auch drei Jahre und soll vertieftes Wissen über Grundlagen der Pflegewissenschaft vermitteln.

Die Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland (GKinD) erklärte, unter keinen Umständen dürfe die Reform dazu führen, “dass sich das Qualitätsniveau im Bereich der Kinderkrankenpflege verschlechtert”. Eine zusätzliche Nachqualifizierung sei den Pflegenden nicht zuzumuten, zumal in der Kinderkrankenpflege schon jetzt in vielen Bereichen, etwa der Kinderonkologie oder Intensivmedizin, eine zusätzliche zweijährige Weiterbildung nötig sei. Wie der Verband zu bedenken gab, würde eine Nachqualifikation in der Kinderkrankenpflege jährlich rund 120 Millionen Euro kosten. Zahlreiche Fachverbände der Kinder- und Jugendmedizin verlangten ebenfalls nachdrücklich, das grundlegend differenzierte Berufsbild der Kinderkrankenpflege zu erhalten.

Auch die Fachverbände für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie warben für die Erhaltung der getrennten Ausbildungszweige. So habe Deutschland mit der Altenpflege einen Beruf geschaffen, der auf die Pflege älterer und demenzkranker Menschen hervorragend abgestimmt sei. Pflegegeneralisten könnten in einer dreijährigen Ausbildung nicht die gleichen theoretischen und praktischen Kenntnisse erwerben, die heute in den Fachberufsausbildungen vermittelt würden. Aus Sicht der Verbände ist mit der geplanten Novelle “weder eine Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe noch eine Steigerung der Ausbildungszahlen zu erwarten”, sondern eher das Gegenteil. Die nötigen Nachschulungen kosteten Zeit und Geld.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) befürwortet die generalistische Pflegeausbildung, merkte jedoch an, dass die Ausbildung auch gerontologisches, geriatrisches, pädiatrisches und gerontopsychiatrisches Fachwissen vermitteln müsse. Dies spiegle sich in der Beschreibung des Ausbildungsziels im Gesetzentwurf nicht wider. Problematisch sei überdies, dass für die deutlichen Mehrkosten keine Refinanzierung vorgesehen sei.

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