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Richtiges Deutsch spart Geld

Der Depp im Web kommentiert gerne alle möglichen Dummheiten, die man so im Netz begeht, begehen kann. Dieses Mal nimmt er E-Mails aufs Korn, die auf den Geldbeutel der Empfänger von Mails zielen, besser auf deren Hilfsbereitschaft, wenn es um eine/n Bekannte/n geht. Worauf man bei solchen Mails achten soll, weiß er, hoffentlich nicht aus eigener Erfahrung?!
Hier, beim ersten elektronischen Opferstock" in Berlin-Brandenburg in der Berliner Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche wird man sein Geld genau so schnell. Foto: epd
Hier, beim ersten elektronischen Opferstock” in Berlin-Brandenburg in der Berliner Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche kann man sein Geld auch los werden. Foto: epd

Mit der deutschen Sprache geht es rapide dahin. Ja, auch in der gedruckten Zeitung. Noch mehr freilich im Netz! Da schert sich keine alte Sau um Kommasetzung, die korrekte Nutzung des Wem-Falls oder den Unterschied zwischen das und dass. Sprachwahrer laufen zwar Amok, mit ihren Bemühungen aber meist ins Leere. Das Uservolk hört nicht auf Germanisten, erst recht nicht, wenn sie promoviert und mit erhobenem Zeigefinger unterwegs sind. Höchstwahrscheinlich hört auch keiner auf einen Deppen wie mich. Dabei habe ich einen wirklich triftigen Grund, warum korrektes Deutsch im Netz nicht nur wichtig ist, sondern auch den Geldbeutel schont.

Von zwei ehemaligen Kollegen habe ich jeweils eine Mail mit folgendem Wortlaut bekommen – die erste vor gut einem Jahr, die zweite vor wenigen Tagen:

»lch hoffe du hast dies schnell erhalten, ich bin nach Zypern verreist und habe meine Tasche verloren samt Reispass und kreditkarte. Die botschaft ist bereit, mich ohne meinen Pass fliegen zu lassen. Ich muss nur noch für mein ticket und die hotelrechnungen zahlen. Leider habe ich kein Geld dabei, meine kredit karte könnte helfen aber die ist auch in der Tasche. Ich habe schon kontakt mit meiner Bank aufgenommen, aber sie brauchen mehr zeit, um mir eine neue zu schicken. Ich wollte dich fragen, ob Du mir 1000,-EUR so schnell wie möglich leihen kannst. Ich gebe es dir zurück sobald ich da bin. Das Geld durch Western Union ist die beste möglichkeit. Ich muss unbedingt den nächsten Flug bekommen. Ich warte auf deine Antwort.«

In dem Text sind schon allein zehn Fehler wegen Großschreibung drin. Sollte es sich also beim Absender um jemanden handeln, der auf korrekte Schreibe Wert legt, könnte man stutzig werden. Ist der Schreiber aber einer, der die schöne deutsche Sprache regelmäßig mit Füßen tritt, dann schöpft der Adressat keinen Verdacht und überweist, weil er ein netter und hilfsbereiter Mensch ist, die gewünschten 1000 Euro. Den Betrag sieht er allerdings nie wieder.

Das Geld landet nämlich bei irgendwelchen Betrügern in Nigeria oder sonstwo, wo man es mit der Rechtschreibung ebenfalls nicht so genau nimmt. Die Betrüger haben den Mailaccount – in den genannten Fällen war es ein Googlemail-Konto (kostenlos bedeutet halt meistens nicht sorglos) – des Betreffenden gekapert und den Hilferuf an sämtliche Mailadressen in der Kontaktliste verschickt. Wer einfach nur auf Antworten klickt, hat dann den Betrüger dran und merkt es nicht.

Wenn Sie also das Geld Ihrer Freunde nicht irgendwelchen Gangstern in den Rachen schmeißen wollen, bemühen Sie sich bitte in ihrem Schriftverkehr um richtige Grammatik und korrekte Groß- und Kleinschreibung. Allerdings erfahren Sie so freilich nie, wer Ihnen trotz Ihrer Fehlerhaftigkeit 1000 Euro hinlegen würde.

Peter Viebig

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