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Der Herzspezialist für Senioren

Sie ist kleiner als der Korken einer Weinflasche und kürzer. Leicht liegt die künstliche Aortenklappe in der Hand von Prof. Stephan Achenbach. Der Direktor der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Erlangen – ist Spezialist für kathetergestützte Operationsverfahren, mit denen diese Implantate eingesetzt werden. Mittlerweile ist die Methode so erprobt, dass die Aortenklappenprothese am Herzen in den ersten acht Monaten dieses Jahres rund 150 Mal eingesetzt wurde.
Prof. Dr. med. Stephan Achenbach ist Spezialist für schwierige OPs. Foto: Mile Cindric
Prof. Dr. med. Stephan Achenbach ist Spezialist für schwierige OPs. Foto: Mile Cindric

Sie ist kleiner als der Korken einer Weinflasche und kürzer. Leicht liegt die künstliche Aortenklappe in der Hand von Prof. Stephan Achenbach. Der Direktor der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Erlangen – ist Spezialist für kathetergestützte Operationsverfahren, mit denen diese Implantate eingesetzt werden. Mittlerweile ist die Methode so erprobt, dass die Aortenklappenprothese am Herzen in den ersten acht Monaten dieses Jahres rund 150 Mal eingesetzt wurde.

Für den erfahrenen Herzspezialisten Achenbach (51) ist es nicht so wichtig, wie alt ein Patient ist. Die Auffassung, dass hochaltrige Menschen solche Operationen wegen der zahlreichen Risiken besser nicht mehr durchstehen sollten, sei heute nicht mehr zeitgemäß, sagt Achenbach. Die Lebensfreude des Kranken sei ein ebenso wichtiges Kriterium bei der Entscheidung, ob der Eingriff am Herzen erfolgen soll oder nicht, wie der allgemeine Gesundheitszustand.

Seine Einstellung untermauert der Mediziner mit jeder Menge Mutmachgeschichten aus seinem medizinischen Alltag.

Seit dem Katheter-Eingriff, bei dem die Herzklappe ersetzt wurde, kann ein 84-jähriger passionierter Fahrradfahrer wieder täglich in die Pedale treten. Der Mann hatte an Atemnot gelitten und sich nicht mehr auf sein geliebtes Rad getraut. Dabei war er zuvor jahrzehntelang jeden Tag von einem Vorort nach Erlangen ins Zentrum gestrampelt. Nach der erfolgreichen Operation hat er diese Gewohnheit wieder aufgenommen und bis heute aufrechterhalten. In einem anderen Fall spielte die Patientin gerne Orgel. Doch die Beschwerden durch das geschwächte Herz waren so ausgeprägt, dass die alte Dame ihr Hobby aufgeben musste. Sie konnte nach ihrer Operation wieder musizieren.

»Oft schieben die Menschen ihre Beschwerden auf das Alter und nehmen sie hin«, beobachtet Achenbach. Dabei sei dies nicht immer nötig. Häufig seien die Belastungen durch einen Eingriff lange nicht so hoch wie von den Betroffenen befürchtet, fügt er hinzu. Welche Operationsmethode am besten geeignet ist, entscheidet in der Erlanger Herzklinik immer ein Team aus Herzchirurgen und Kardiologen gemeinsam. So finde man bei auch schwierigen Fällen häufig eine gute Lösung.

Seit etwa acht Jahren ist die kathetergestützte Herzoperation ein zugelassenes Routineverfahren. In Erlangen hat man mit der minimal-invasiven OP große Erfahrung, denn seit 2008 wird der Eingriff hier praktiziert, insgesamt 950 Patienten bekamen seither eine künstliche Aortenklappe eingesetzt, zählt der Klinikchef auf. Dennoch sei es keine Frage, dass man auch die bislang übliche Operationsmethode anwende, bei der der Brustkorb aufgeschnitten wird. Handele es sich um einen jüngeren Patienten, wähle man diese Methode. Der Heilungsprozess verlaufe auch in diesem Verfahren normalerweise sehr gut, sagt der Experte.

Das liegt sicher unter anderem daran, dass die Herzklinik im nordbayerischen Medizincluster »Medical Valley« als führend bei der Diagnostik von Herzerkrankungen mit bildgebenden Verfahren gelistet ist. Ob Herz-Computertomografie, Kernspintomografie oder Echokardiografie: Mit diesen modernen Durchleuchtungsgeräten erhalten die Spezialisten einen tiefen Einblick in das erkrankte Organ. Jeder Untersuchungsraum ist durch eine Sichtscheibe von außen einsehbar. Während der Untersuchung steht dem Patienten immer jemand zur Seite. Der gesamte Vorgang wird dabei am Bildschirm und mit Sichtkontakt überwacht.

Aus der ganzen Welt melden sich Besucher bei Prof. Achenbach an, um ihm und seinem Team bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Mit Fortbildungsveranstaltungen zum Herz-CT und anderen Diagnoseverfahren können Ärzte aus anderen Kliniken von den Erlanger Erfahrungen profitieren. Schließlich ist die Uni-Klinik von allen nordbayerischen Einrichtungen diejenige, die auf diesem Gebiet die meisten Operationen durchführt.

Das gilt auch für den Eingriff zur Platzierung der künstlichen Aortenherzklappe im Miniaturformat. Das lebensrettende Stück ist aus Gewebe, das aus dem Rinderherzbeutel stammt. Die Nähte sind handgesetzt. Das Ganze wird mit einem speziellen Drahtgeflecht stabilisiert. Wenn das Hilfsmittel im Körper eingesetzt ist, öffnet sich die zuvor stark verengte Aortenklappe, die die linke Herzkammer mit der Körperschlagader verbindet, wieder normal – das Herz wird so entlastet. Mit dieser Methode ist Prof. Achenbach sehr zufrieden.

Was den Herzspezialisten noch große Kopfzerbrechen bereitet, ist die Reparatur einer anderen Herzklappe, der sogenannten Mitralklappe. »Hier gibt es keine rundum zufriedenstellende ¬Lösung«, bedauert Achenbach. Daran müsse intensiv geforscht werden.

Der begeisterte Herzspezialist möchte mit Prävention und guter medizinischer Versorgung dazu beitragen, dass Menschen im hohen Alter eine gute Lebensqualität haben. Das sei wichtiger als starre Altersgrenzen bei Operationen einzuhalten. Ihn freut es, dass sich das Altersbild in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich verändert hat und zu ihm immer mehr Patienten jenseits der 80 kommen, die aktiv sind und voller Pläne stecken.

Text: Petra Nossek-Bock

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