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Migranten leben im Alter oft an der Armutsgrenze

Die Alten- und Krankenpflegerin Aysena Gülec vom Ambulanten Dienst Rosenau übergibt Patient Mustafa Tasbolat Medikamente. In Nürnberg leben rund 15.500 Senioren mit Migrationshintergrund. Foto: epd
Die Alten- und Krankenpflegerin Aysena Gülec vom Ambulanten Dienst Rosenau übergibt Patient Mustafa Tasbolat Medikamente. In Nürnberg leben rund 15.500 Senioren mit Migrationshintergrund. Foto: epd
Immer mehr Zuwandererinnen und Zuwanderer, die bereits seit Jahrzehnten in Deutschland leben, befinden sich inzwischen in der zweiten Lebenshälfte. Aktuelle Auswertungen des Deutschen Alterssurveys (DEAS) zeigen die Situation der Personen im Alter von 40 bis 85 Jahren und beleuchten die Unterschiede zwischen verschiedenen Migrantengruppen. Es zeigt sich, dass sich die Lebenssituationen je nach Zuwanderungsbiografie deutlich unterscheiden. Einige Migrantengruppen sind sozio-ökonomisch, aber auch gesundheitlich stärker benachteiligt als andere.

Arbeitsmigrantinnen und -migranten in der zweiten Lebenshälfte besonders häufig von Armut betroffen

Migrantinnen und Migranten, die im Zuge der Arbeitskräfteanwerbung bis Ende der 1970er Jahre zugwandert sind, leben seit mehr als 40 Jahren in Deutschland. Da sie häufig im Niedriglohnsektor und mit Erwerbsunterbrechungen beschäftigt waren, sind sie in der zweiten Lebenshälfte materiell oft schlecht gestellt: So leben 37 Prozent in Haushalten mit einem Einkommen von weniger als 60 Prozent des bundesweiten Durchschnitteinkommens. Die Armutsquoten anderer Migrantengruppen fallen zwar geringer aus, sind aber im Vergleich zu deutschen Staatsangehörigen ohne Migrationshintergrund (10 Prozent) ebenfalls hoch: (Spät-)-Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler (27 Prozent), Zugewanderte aus westlichen Ländern und Ländern der EU (19 Prozent).

Arbeitsmigrantinnen und -migranten sowie (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler im Alter ab 40 Jahren sind stärker gesundheitlich eingeschränkt, leiden häufiger unter depressiven Symptomen und treiben seltener Sport als Menschen ohne Migrationshintergrund. Etwa 40 Prozent der Arbeitsmigrantinnen und -migranten und 36 Prozent der (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler berichten über depressive Symptome. Zugewanderte aus westlichen Ländern und Ländern der EU sind ebenso wie deutsche Staatsangehörige ohne Migrationshintergrund deutlich seltener betroffen: 28 bzw. 27 Prozent. Und während nur 16 Prozent der Arbeitsmigrantinnen und -migranten mindestens einmal wöchentlich sportlich aktiv sind, berichten in den anderen Zuwanderergruppen mehr als 25 Prozent über regelmäßige sportliche Aktivitäten.

Migrantinnen und Migranten in der zweiten Lebenshälfte gut in die Familie eingebunden

(Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler und Arbeitsmigrantinnen und -migranten leben sehr viel häufiger mit ihren volljährigen Kindern zusammen und erhalten zu höheren Anteilen materielle Zuwendungen von ihren Kindern als Zugewanderte aus westlichen und EU-Ländern. Zuwanderinnen und Zuwanderer verbringen unabhängig von ihrer Herkunftsbiografie weniger Zeit im Freundeskreis als das bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund beobachtet wurde.

Datengrundlage

Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine bundesweit repräsentative Studie zu Personen ab dem 40. Lebensjahr. Sie wird seit 1996 unter wissenschaftlicher Leitung des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) durchgeführt. Die veröffentlichten Befunde basieren auf Befragungen der 40- bis 85-jährigen Wohnbevölkerung Deutschlands in den Jahren 2008 und 2014. Gefördert wird die Studie durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

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