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Die letzten Dinge regeln viele lieber selbst

Es ist ein Thema, mit dem sich wohl niemand gerne befasst: der eigene Tod. Doch manche Menschen tun das. Sie gehen, auch wenn sie sich noch gesund und lebensfroh fühlen, zum Bestatter, um Vorsorge zu treffen. Sie bestimmen, wie ihre Beerdigung ablaufen soll – und erweisen damit ihren Angehörigen einen großen Dienst.
Den letzten Ruheplatz auf Erden, sogar die Farbe der Blumen, wollen immer mehr Menschen
selbst aussuchen. Beerdigungsinstitute halten dafür spezielle Verträge parat. Foto: Mile Cindric

Es ist ein Thema, mit dem sich wohl niemand gerne befasst: der eigene Tod. Doch manche Menschen tun das. Sie gehen, auch wenn sie sich noch gesund und lebensfroh fühlen, zum Bestatter, um Vorsorge zu treffen. Sie bestimmen, wie ihre Beerdigung ablaufen soll – und erweisen damit ihren Angehörigen einen großen Dienst.

Als sich Hedwig Frenzel im vergangenen Juni mit ihrem Sohn auf den Weg zu einem Bestattungsinstitut machte, schien der Tod noch weit weg zu sein. Zwar hatte sie sich wenige Monate zuvor bei einem Sturz einen Wirbelbruch zugezogen, aber noch kam sie mehr schlecht als recht in der eigenen Wohnung zurecht. Dennoch: Der Umzug in ein Pflegeheim stand im Raum. Eine beängstigende Vorstellung, denn die Rente würde für die Unterbringung nicht reichen, das mühsam Ersparte wäre nach wenigen Jahren aufgezehrt. Dass irgendwann, wenn sie womöglich mittellos sterben würde, ihre beiden Kinder für die Beerdigung aufkommen müssten, wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Also entschied sie sich für eine Bestattungsvorsorge.

Im Beerdigungsinstitut plante die 79-Jährige ihre eigene Beisetzung: Sie entschied, auf welchem Friedhof sie beigesetzt werden wollte, dass es eine Feuerbestattung werden sollte, und sie suchte sich einen Sarg und eine Urne aus. Selbst das Totenhemd, die Größe der Todesanzeige in der Zeitung und die Anzahl der zu druckenden Karten für Freunde und Bekannte legte die Rentnerin fest. Wenige Tage nach dem Termin zahlte sie die berechneten Kosten auf ein Treuhandkonto ein, welches das Bestattungsinstitut für sie eingerichtet hatte.

Aufgeklärte Generation stellt sich dem heiklen Thema

Nur rund 300.000 Deutsche haben wie Hedwig Frenzel eine derartige Vorsorge abgeschlossen. Allerdings sei zuletzt das Bewusstsein dafür gestiegen, sagt Hans-Joachim Möller, Geschäftsführer des Deutschen Bestatterverbands mit Sitz in Lauterbach/Hessen. In den letzten beiden Jahren ist die Zahl der Verträge um zehn Prozent gestiegen. Das Hauptmotiv für die Vorsorge sei die finanzielle Entlastung der Angehörigen, sagt Möller. Eine Bestattung zahle man schließlich nicht aus der Portokasse. Das zweitwichtigste Argument: »Ich möchte später einmal nicht dort beigesetzt werden, wo das Sozialamt es will. Ich möchte das selbst bestimmen«, sagt Bestatter Möller.

Möller spricht von einer aufgeklärten Seniorengeneration, die sich dem Thema Tod heute eher stellt als noch vor zehn oder 20 Jahren. »Da findet ein Umdenken statt. Die Tabuisierung des Todes ist nicht mehr so stark ausgeprägt«, hat er beobachtet. Doch viele Menschen wissen gar nicht, dass man mit einem Vorsorgevertrag seine Bestattung regeln und vorab bezahlen kann. Seine Branche tue sich schwer, das sensible Thema öffentlich stärker bekannt zu machen und zu bewerben. »Das ist ein Spagat«, sagt Möller. »Wenn man zu aggressiv Werbung macht, dann heißt es schnell, die Bestatter könnten den Tod wohl kaum erwarten; wenn man diskreter wirbt, dann fällt die Reklame kaum auf.«

Wer jedoch einen Vertrag abgeschlossen hat, kann sich darauf verlassen, dass seine Beerdigung genau so abläuft wie besprochen. Der Bestatter ist an die Vorsorge gebunden, Änderungen sind nur äußerst eingeschränkt möglich. »Das ist zu behandeln wie ein Testament«, sagt Möller. Doch darin liegt manchmal auch ein Problem. Er habe es schon erlebt, dass eine anonyme Beisetzung festgelegt wurde und die Angehörigen nachher entsetzt waren, weil sie unbedingt eine Grabstelle gewollt hätten. »Sprecht mit euren Kindern«, fordert Möller seine Kunden deshalb auf.

Michael Müller, Leiter des städtischen Bestattungsdienstes in Nürnberg, empfiehlt eine Bestattungsvorsorge im Prinzip für jeden – eine Ausnahme sieht er nur bei Sozialhilfeempfängern. »Für die macht es keinen Sinn.« Man müsste schon ein bisschen Geld auf der hohen Kante haben. Aber auch wer arm ist und keine Angehörigen hat, die die Beisetzung bezahlen können, kann über seine Beerdigung bestimmen. Wer etwa schriftlich festhält, dass er auf jeden Fall eine Erdbestattung wünscht, bekommt diese auch, selbst wenn dies fürs Sozialamt teurer ist als eine Verbrennung und Urnenbeisetzung. »Das muss die Stadt dann machen«, sagt Müller.

Die Hoffnung, die auch Hedwig Frenzel mit ihrem Vorsorgevertrag verband, dass nämlich die bereits bezahlten Bestattungskosten vor dem Zugriff des Sozialamtes vollkommen sicher seien, kann Müller nicht bestätigen. Auch die Summen auf einem zweckgebundenen Treuhandkonto (oder einem an die Stadt abgetretenen Sparkonto) zählen zum Vermögen, das prinzipiell für eine Heimunterbringung oder einen Pflegefall herangezogen werden kann. Zwar können die Sozialämter nicht direkt darauf zugreifen, aber sie haben ein starkes Druckmittel: »Sie zahlen dann einfach nicht«, sagt Müller. Ob das Konto angegriffen werden muss, hängt vor allem davon ab, ob die geplante Bestattung auch angemessen ist. Wer zeitlebens ein einfaches Leben führte, wird sicher keine pompöse Beerdigung im silbernen Sarg zugestanden bekommen. Es komme also immer wieder vor, dass die Vorsorge reduziert werden muss, so Müller. Die meisten Sozialbehörden halten einen Umfang von rund 3500 Euro für angemessen.

Sterbegeldversicherung hat Tücken

Die Bestattungsvorsorge ist freilich nicht die einzige Variante, die Beerdigungskosten abzusichern. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Sterbegeldversicherung abzuschließen. Allerdings muss man sich um diese in verhältnismäßig frühen Jahren kümmern, weil die Versicherung in den ersten Jahren (meist drei) nur bei Unfalltod die vereinbarte Sterbegeldsumme zahlt. Stirbt der Versicherte vor Ablauf der Wartezeit, bekommen die Hinterbliebenen lediglich die bisher bezahlten Beiträge überwiesen. Wer also an einer schweren Krankheit leidet oder schon betagt ist, für den scheidet diese Variante aus. Generell rät die Stiftung Warentest von der Sterbegeldversicherung ab, weil die Konditionen meist ungünstig sind. Hinzu kommt: Die Versicherung sichert nur die finanzielle Seite ab. Wie die Bestattung später ablaufen soll, kann man auf diese Weise nicht regeln.

Bestattungsdienst-Leiter Michael Müller empfiehlt zur Vorsorge im Alter drei Säulen: ein Testament, eine Patientenverfügung und schließlich die Bestattungsvorsorge. Im Testament Regelungen für die Beerdigung festzuhalten, sei aber nicht sinnvoll. Die Testamentseröffnung erfolgt zu spät; da ist der Verstorbene längst beigesetzt. Hans-Joachim Möller vom Bestatterverband hat noch einen wichtigen Tipp parat: Wer bei einem privaten Bestatter die Vorsorge regelt, sollte auf die Einzahlung auf ein Treuhandkonto bestehen. Im Falle einer Insolvenz des Bestatters bleibt das Kapital erhalten und geht nicht in die Konkursmasse ein.

Der befürchtete Umzug in ein Pflegeheim ist Hedwig Frenzel am Ende erspart geblieben. Sie starb im vergangenen Oktober. Ihr Sohn war trotzdem froh, dass er mit ihr die Beisetzung rechtzeitig besprochen und geregelt hat: »Man muss bei einem Tod an so vieles denken und entscheiden, da waren meine Schwester und ich sehr erleichtert, dass unsere Mutter vieles bereits festgelegt hatte.« Das gab den Kindern zudem das sichere Gefühl, dass die Beerdigung ganz im Sinne ihrer Mutter stattfand.

Text: Georg Klietz

6 Antworten

  1. Ich finde es schön, dass immer mehr Menschen eine Bestattungsvorsorge machen möchten. Damit planen Sie die eigene Beerdigung und die letzten Wünsche werden erfüllt. Wann sollte man mit der Bestattungsvorsorge beginnen?

  2. Vielen Dank für den Beitrag. Ich finde es ein sehr wichtiges Thema, dass man sich über seine eigene Beerdigung Gedanken macht. Danke für den Hinweis, dass man darauf achtet, dass man das Geld dem Bestatter auf einem Treuhandkonto leistet.

  3. Ich kann mir vorstellen, dass man sich seine letzten Wünsche erfüllen möchte. Ich merke aber auch, dass das Thema Beerdigung für viele schwierig ist. Die jüngere Generation spricht auch weniger darüber.

  4. Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Vorsorge. Ich möchte einen Vorsorgevertrag erstellen. Gut zu wissen, dass wenn man einen Vertrag abgeschlossen hat, die Beerdigung genau so abläuft wie besprochen.

  5. Das sind wirklich alles gute Gründe, sich um die Vorsorge für die Bestattung zu kümmern. Das werden wir demnächst nun auch einmal angehen. Wir möchten es unseren Nachfahren ja schließlich auch so einfach wie möglich machen.

  6. Mein Opa ist letztens verstorben, was ein großer Schock war. Hilfe für eine Trauerfeier haben wir von einer Bestattungsvorsorge bekommen. Der Vertrag wurde anscheinend schon vorher erstellt. Danke!

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