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Trauer ist nicht gleich Trauer, sondern fällt nach Würzburger Psychologen zum Beispiel je nach Art des Verwandschaftsverhältnisses zum Verstorbenen unterschiedlich aus. Foto: epd/Gustavo Alabiso

Trauer ist nicht gleich Trauer. Das zeigt eine Studie Würzburger Psychologen. Je nach Art des Verwandtschaftsverhältnisses zu den Verstorbenen und nach deren Todesart fällt das Verlusterleben unterschiedlich aus. Das hat auch Auswirkungen auf die Begleitung, Beratung und Behandlung Trauernder.

Den Tod der Großeltern und der Eltern erleben die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens, viele auch den Tod einer anderen nahen Bezugsperson. Ihre Reaktion auf den Verlust eines Menschen wird von Außenstehenden in der Regel mit „Betroffenheit“ und „Trauer“ beschrieben.

Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es bei diesen Formen des Trauerns gibt, hat jetzt Joachim Wittkowski, außerplanmäßiger Professor an der Fakultät für Humanwissenschaft der Universität Würzburg, untersucht in Zusammenarbeit mit Dr. Rainer Scheuchenpflug, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Psychologie III. Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Gesundheitspsychologie veröffentlicht.

Mehr als 500 Personen, die meisten von ihnen verwitwet oder verwaiste Eltern, hatten die Wissenschaftler in ihrer Studie befragt. Diese sollten ihr Erleben nach dem Verlust anhand eines neuen Fragebogens beschreiben. So konnten die Forscher verschiedene Aspekte des Trauerns messen. „Uns haben dabei besonders die Beziehung zur verstorbenen Person und zu deren Todesart interessiert sowie die Auswirkungen dieser Faktoren auf die Art des Trauerns“, beschreibt Joachim Wittkowski das Ziel der Untersuchung.

Die Ergebnisse fielen eindeutig aus: Stirbt ein Kind oder der Ehegatte, ist bei den Trauernden das Empfinden der Nähe zur verstorbenen Person stark ausgeprägt. Auch in ihrem Denken und Fühlen sind sie spürbar beeinträchtigt. Weniger stark sind diese Empfindungen ausgeformt, wenn ein Elternteil beziehungsweise der Bruder oder die Schwester starben.

Was die Todesart betrifft, äußerten Angehörige von Opfern einer Selbsttötung stärkere Schuldgefühle als Angehörige von Personen, die durch Krankheit oder Unfall ums Leben gekommen waren. Keinen Einfluss auf die Intensität unlustbetonter Gedanken und Gefühle der Hinterbliebenen hatte hingegen die Tatsache, ob der Tod überraschend durch einen Unfall oder vorhersehbar aufgrund einer Krankheit eingetreten war.

Diese Befunde, die erstmals an Personen aus dem deutschen Sprachraum gewonnen wurden, zeigen nach Ansicht der Wissenschaftler, dass sich an dem Merkmal „Trauern“ mehrere eigenständige Aspekte unterscheiden lassen. „Trauern hat also viele Erscheinungsformen. Art und Intensität des Verlusterlebens verlaufen unterschiedlich, je nachdem, in welcher Beziehung die verstorbene Person zum Hinterbliebenen stand und auf welche Art sie ums Leben kam“, sagt Joachim Wittkowski.

Personen, deren Ehegatte oder Kind sich das Leben genommen hat, seien besonders anfällig für eine sogenannte „Anhaltende Komplexe Trauerreaktion“, die ihrerseits ein Risiko für die Ausbildung noch schwerwiegenderer psychischer und körperlicher Gesundheitsschäden sein kann. Diese Erkenntnis habe Auswirkungen auf die Begleitung, Beratung und psychotherapeutische Behandlung Trauernder, so der Psychologe.

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