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Praktikum zwischen OP-Saal und Strand

Zwischen Nürnberg und Chicuque in Mosambik liegen 10.000 Kilometer Luftlinie. Und doch besteht eine enge Verbindung zwischen beiden Orten – vor allem auf medizinischem Gebiet. Die Anfänge der Zusammenarbeit liegen 15 Jahre zurück. Zwischen 2002 und 2005 unterstützte ein deutsches Missions-Ärzteehepaar das christliche Landkrankenhaus Chicuque nahe der 100.000-Einwohner-Stadt Maxixe im Süden der afrikanischen Ostküste.
In Nürnberg werden diese Menschen zu Krankenpflegern ausgebildet. In Mosambik haben sie über den Tellerrand geblickt und den Alltag in einem afrikanischen Krankenhaus erlebt. Foto: Michael Matejka

Zwischen Nürnberg und Chicuque in Mosambik liegen 10.000 Kilometer Luftlinie. Und doch besteht eine enge Verbindung zwischen beiden Orten – vor allem auf medizinischem Gebiet. Die Anfänge der Zusammenarbeit liegen 15 Jahre zurück. Zwischen 2002 und 2005 unterstützte ein deutsches Missions-Ärzteehepaar das christliche Landkrankenhaus Chicuque nahe der 100.000-Einwohner-Stadt Maxixe im Süden der afrikanischen Ostküste.

Die Aktivitäten wären vielleicht längst im Sand verlaufen, wenn sich nicht die Martha-Maria-Stiftung ihrer angenommen hätte: Sie führt die deutsch-mosambikanische Kooperation weiter, die vor allem den Wissenstransfer fördern will.

Die gemeinnützige Martha-Maria-Stiftung – als Teil des Diakoniewerkes Martha Maria – unterstützt mit ihren Projekten insbesondere kranke, älter werdende und notleidende Menschen. Die Partnerschaft mit Chicuque ist dabei die einzige internationale Aktivität. Sie wird auch genutzt, um angehenden Pflegefachkräften der Martha-Maria-Berufsfachschule für Krankenpflege ganz neue und einmalige internationale Erfahrungen zu ermöglichen.

Aus der Initiative einiger Engagierter ist inzwischen ein regelmäßiger Austausch geworden: Sowohl Fachpersonal aus Nürnberg als auch aus dem Krankenhaus in der Provinz Inhambane hat schon in der jeweils anderen Einrichtung hospitiert. Auch ganz aktuell haben sich fünf Berufsschüler aus Nürnberg in Afrika umgesehen. Mit ihrem vierwöchigen Austausch ist nicht nur die Brücke zwischen Deutschland und Mosambik gefestigt worden, sondern auch die zwischen den Generationen.

Die 22-jährige Viviana Gazzola hat sich zusammen mit ihren Mitreisenden Nicole Pichler, Alexandra Köck, Nina Rupp und Filip Toupan gut auf das Abenteuer weit weg von Zuhause vorbereitet. Für alle war es die erste große Reise – begleitet von jeder Menge Vorfreude und zahlreichen neuen Eindrücken. Via Internet haben sie alle Daheimgebliebenen an ihren Erlebnissen teilhaben lassen. In einem Blog berichteten sie von ihren Einsätzen im Krankenhaus, von den Verwüstungen, die ein Zyklon im Februar in der Region angerichtet hat, oder von ihrem Ausflug ans Meer.

Herzlicher Empfang im Restaurant

Während ältere Menschen ihr Engagement häufig aus gesundheitlichen oder anderen Gründen auf eine finanzielle Unterstützung in Form von Spenden beschränken müssen, leisten diese jungen Berufseinsteiger Hilfe vor Ort. Sie garantieren damit, dass gespendetes Geld sinnvoll in die Verbesserung der Situation in der Partnerregion investiert wird. Und tauchen selbst in eine ganz andere Kultur ein.

Nach einer langen Anreise waren die ersten Eindrücke der Gruppe äußerst positiv. Die Fünf schwärmen von einem »kleinen, versteckten botanischen Paradies«, in dem sie zunächst übernachteten, sowie von einem »sehr herzlichen« Empfang in der Klinik inklusive Buffet im Strand-Restaurant und Ständchen des örtlichen Chores in mehreren Sprachen.

Auch die ersten Arbeitstage ließen sich gut an: Die Arbeitsaufträge waren zu bewältigen, die Kommunikation klappte und das Bild von Afrika wurde differenzierter. Es ist spannend nachzulesen, wie sich die Arbeit in dem 200-Betten-Krankenhaus darstellt, in dem sechs Ärzte ein Einzugsgebiet versorgen, in dem rund 800.000 Menschen leben. Die häufigsten Diagnosen hier lauten Malaria und Unterernährung.

Die jungen Franken dürfen dabei nur Hilfsdienste verrichten. »Wir sahen unter anderem die Entfernung einer Hydrozele (ein Wasserbruch), eine Beschneidung und die Entfernung eines sechsten Zehenpaares«, berichten die angehenden Krankenpfleger. Auch begleiteten sie eine Geburt. Zudem gehören Diskussionen über die unterschiedlichen Bedingungen in den beiden Welten ebenso zum Programm wie die Fähigkeit, mit einfachen Mitteln viel bewirken zu können. Diesen Aspekt findet Friedhelm Harsch, Leiter der Martha-Maria-Berufsschule für Krankenpflege in Nürnberg, sehr wichtig.

Ein völlig anderes System

Der Direktor war selbst als junger Mensch in Sierra Leone und sagt, diese Erfahrung habe ihn stark geprägt. Das erleben seine Schüler jetzt ebenso: In Mosambik werde »mehr ein präventives System mit einer aufsuchenden Hilfe praktiziert, während in Deutschland ein kuratives System vorherrscht, weil wir uns das leisten können«, erklärt Harsch. Akute oder chronische Krankheiten so wie in Deutschland zu behandeln, sei in dem Staat im Süden Afrikas aus vielen Gründen nicht möglich. Es fehlten unter anderem die finanziellen und personellen Ressourcen.

Immerhin für punktuelle Entlastung versucht hier die Martha-Maria-Stiftung zu sorgen. Ihr Fokus liegt auf der Hilfe zur Selbsthilfe. Aktuell wurde ein neuer Operationssaal für Frauen gebaut; außerdem ist die Anschaffung eines Sauerstoffkonzentrators für den Narkosebereich geplant. Auch reisten die angehenden Krankenpfleger nicht mit leeren Händen nach Mosambik: Im Gepäck waren unter anderem medizinische Geräte und sterile Handschuhe. »Erleichtert und mit großer Freude« seien letztere entgegengenommen worden, berichten die Hospitanten, »da der Operationssaal aufgrund des Mangels immer wieder stillstand.«

Ute Schaffer, Koordinatorin der Stiftungsaktivitäten bei Martha Maria, hat einen ganzen Katalog von Möglichkeiten parat, wie man die Arbeit in Afrika unterstützen kann. Sie war selbst schon in Mosambik und kennt sich hervorragend aus. Einen kleinen Einblick erhalten Besucher übrigens in der Eben-Ezer-Kirche auf dem Gelände des Diakoniewerks Martha-Maria in Nürnberg. Hier hängen Fotos vom Krankenhaus in Chicucque.

Ob die Bilder von Viviana, Nicole, Alexandra, Nina und Filip dort ebenso einen Platz finden, wird sich zeigen. Auf jeden Fall werden die Eindrücke, die die Fünf vor Ort gesammelt haben, noch lange nachwirken. Schulleiter Harsch kennt auch Schülerinnen, die nach Abschluss der Ausbildung ins Ausland gegangen sind; manche arbeiteten sogar jahrelang in einem afrikanischen Krankenhaus.

Text: Petra Nossek-Bock

Information
Martha-Maria-Stiftung, Stadenstraße 60, 90491 Nürnberg
Telefon: (0911) 959-1029; Telefax: (0911) 959-1023
E-Mail: Stiftung@Martha-Maria.de
Den Blog der fünf Nürnberger über ihre Erfahrungen in Mosambik kann man nachlesen auf https://mosambikblog.wordpress.com

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