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Chinas Senioren im Wasser

 Hello All, ich schwimme gerne. Wie Millionen chinesische Senioren. Aber anders. Am Strand richte ich mich für einen halben Tag ein; chinesische Senioren kommen stundenweise morgens früh oder ab Spätnachmittag. Weil sie die Sonne meiden. Weiße Haut gilt als gesund. Ich creme mich ein und schürze Badeshorts; die älteren Langzeitschwimmer verhüllen sich gern vom Scheitel bis Taille mit Kapuze, Nackenschutz, Schwimmbrille und Hemd.  Ich gehe zügig ins Wasser; sie lassen vor dem Schwimmen minutenlang Arme kreisen, dehnen und strecken sich, Pilates am Strand. Zeit für ein Schwätzchen und Fachsimpelei. Ich wähle eine Strecke und versuche diese zügig zu schaffen. Meine Vermummten schreiten andächtig ins Wasser und schwimmen eher meditativ als sportlich los. Meist sehr ausdauernd. Qi Gong zu Wasser.  Offensichtlich ohne überflüssigen Blickkontakt mit der näheren Umgebung. Im Meer kann ich ihnen ausweichen. Doch in Hotelpools lauert Konfliktpotential zwischen mir und älteren Chinesen. Dort pflegen sie im Kreis zu schwimmen, während ich Bahnen hin- und her ziehe, womit unsere Schwimmkulturen auf Kollisionskurs geraten. Kultur: Während andere alternde Politiker anderer Nationen Fitness demonstrieren, indem sie reiten, golfen oder laufen, gehen chinesische Spitzenpolitiker demonstrativ ins Wasser: Mao Tsedong durchquerte 73-jährig den Yangtze-Fluß, als er die unsägliche Kulturrevolution auslöste. Deng Xiaoping war 88, als er den Führungsanspruch für seine  bahnbrechenden Wirtschaftsreformen mit einem Bad in Baidahe öffentlichkeitswirksam bekräftigte. Und Herr Xi Jinping, machtbewusster Staatschef Chinas, verkündete zu Beginn seiner Amtszeit, er schwimme täglich 1000 Meter – als Antwort auf Barak Obama, der sich mit Golfspiel brüstete. Sollte man Chinas beunruhigenden Expansionsdrang im südchinesischen Meer bis zu den Spratley Inseln besser als Hang zum Wasser der alten Herrschenden verstehen? Im Sinne von “die tun nix, die wollen nur baden?”

Ihr Global Oldie

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