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Stifter geben Gesellschaft etwas zurück

Die Stiftung Heilig-Geist-Spital ist ein ermutigendes Beispiel.

Martha Krautheimer (1875 –  1967) war schuld, dass ich mich schon in jungen Jahren mit der Stifteridee befasste: Das Klassenzimmer, in dem ich mein mündliches Abitur ablegte, befand sich in den ehemaligen Räumen der »Krautheimer Krippe« an der Maistraße 18 in der Fürther Oststadt. Dort konnten zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwerbstätige Frauen ihre Säuglinge und Kleinkinder betreuen lassen. Eine Stiftung machte diese Krippe möglich. Finanziert wurde sie aus dem Nachlass von Nathan Krautheimer, dem Ehemann von Martha. Das fand ich in der für Arbeiterinnen nicht einfachen Zeit der Industrialisierung einen sehr praktischen und sinnvollen Anlass, sein Erbe zu verwenden.

Stiftungen galten über Jahrhunderte hinweg im Großraum Nürnberg-Fürth als Rückgrat einer um das Gemeinwohl besorgten Gesellschaft. Es entstanden Wohltätigkeitsstiftungen, Stiftungen für kulturelle und soziale Einrichtungen, für Brunnen und Skulpturen, die unser Stadtbild noch heute prägen. Die meisten dieser Stiftungen existieren nicht mehr; sie verloren ihr Vermögen durch die Inflation von 1923 und die Währungsreform von 1948. Und trotzdem – die Überlegung, nicht nur der eigenen Familie, sondern darüber hinaus auch der Gemeinschaft Gutes zu tun, ist heute aktueller denn je. Und der Gedanke, eine Stiftung zu gründen, oder Zustifter zu werden, ist gar nicht so abwegig.

Eine Herzenssache

Eine Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen hat ergeben, dass Stifterinnen und Stifter aus einem gewissen Verantwortungsbewusstsein handeln und der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen. Zudem möchten sie etwas bewegen – auf einem Gebiet, das ihnen am Herzen liegt. Sie wollen der Gesellschaft und auch der Nachwelt etwas vermachen, das bleibenden Wert besitzt.

Was aktuell bewegt: Viele Stiftungen brauchen Zinserträge, um sie für ihre Zwecke einzusetzen. Bei zurzeit fast null Prozent Zinsen muss man schon aufpassen, dass die Stiftungen überhaupt in ihrem Wert erhalten bleiben. Aber eine Stiftung lebt nicht nur von Erträgen, sondern auch von Spenden, die für den Zweck gegeben werden. Diese werden dann zeitnah verwendet. Zudem denkt man bei Stiftungen in Zeitfenstern von mehreren Jahrzehnten. Eine solche lange Zeit kann Zinstiefs gut ausgleichen. Es lohnt sich also nach wie vor, sich Gedanken zu machen, wie das eigene, ganz persönliche öffentliche Engagement aussehen könnte. Und das auch, wenn der Beitrag nicht so hoch ausfällt, wie zu Zeiten der großen Stifter.

Die älteste der Nürnberger Stiftungen ist übrigens die Heilig-Geist-Spital-Stiftung, zu der auch die Immobilie Mauthalle gehört; sie wurde im Jahr 1339 gegründet. Die an Geldvermögen größte ist die Sigmund-Schuckert-Stiftung mit weit mehr als 100 Millionen Euro Kapital. Zu den jüngeren bedeutenden Zuwendungen gehört die »Dr. Hans und Dr. Elisabeth Birkner«-Stiftung, die das kommunale Krankenhaus und den ärztlichen Nachwuchs fördert.
Heute ermöglichen Bürgerstiftungen es aber auch Menschen, die nicht so vermögend sind, zu Stiftern zu werden. Bei einer Bürgerstiftung können sich schon 20 oder 30 Personen zusammentun, von denen jeder vielleicht nur 1000 oder 2000 Euro gibt. So kommt auch genügend Kapital zusammen, das man über die Jahre aufstocken kann. Die Bürgerstiftung Nürnberg zum Beispiel sieht ihre Aufgabe in der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in den Bereichen Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, Jugend- und Altenhilfe, Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz, sowie der öffentlichen Gesundheits- und Wohlfahrtspflege zum Wohle der Bürger Nürnbergs. »Schwerpunktmäßig unterstützen wir zurzeit die Arbeit mit Kindern und Senioren sowie generationenübergreifende Projekte«, heißt es auf der Internetseite www.buergerstiftung-nuernberg.de.

Aber auch eine Zustiftung kann eine gute Idee sein: Da gibt man seine finanzielle Zuwendung in den Vermögensstock einer bereits bestehenden Stiftung. Für eine solche Spende gibt es keinen Mindestbeitrag, der Zustifter kann sie allerdings auch nicht mit einem eigenen Zweck versehen.

Karin Jungkunz
Foto: NN-Archiv / Eduard Weigert

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