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Wann lohnt es sich, alten Schmuck zu verkaufen?

Der alte Ring der Großtante, die Kette der Schwiegermutter oder das gute Silberbesteck von Oma: Manches, was man erbt, war in früheren Jahren vielleicht einmal richtig teuer und wertvoll, aber heute möchte man es gar nicht mehr tragen oder benutzen, weil es aus der Mode gekommen oder unpraktisch ist. Gerade bei Schmuck stellt sich die Frage: Was sind die Stücke eigentlich wert? Was kann man heute noch damit anfangen? Oder lohnt es sich eher, Siegelringe, Colliers und Armreifen zu verkaufen?

Hier kommt alles auf die Goldwaage: Goldschmiedemeisterin Margaretha Held prüft bei der Firma Degussa alte Schmuckstücke. Foto: Mile Cindric

Der alte Ring der Großtante, die Kette der Schwiegermutter oder das gute Silberbesteck von Oma: Manches, was man erbt, war in früheren Jahren vielleicht einmal richtig teuer und wertvoll, aber heute möchte man es gar nicht mehr tragen oder benutzen, weil es aus der Mode gekommen oder unpraktisch ist. Gerade bei Schmuck stellt sich die Frage: Was sind die Stücke eigentlich wert? Was kann man heute noch damit anfangen? Oder lohnt es sich eher, Siegelringe, Colliers und Armreifen zu verkaufen?

Robert Ertel kennt diese Fragen. Zu dem Nürnberger Juwelier kommen häufig Menschen, die wissen möchten, wie wertvoll ihre Erbstücke überhaupt sind. »Die Frage ist, worauf der Fokus der Kunden liegt: erhalten oder veräußern?«, erläutert Ertel. »Manche bringen Einkaräter, schöne Rubine oder Saphire, die aber unmöglich gefasst sind – mit Aufbauten oder in einer Krappenfassung, also von Stegen gehalten. Das ist der klassische Stil der Nachkriegszeit.« Dabei handele es sich meist um gegossene Fassungen, bei denen eigentlich nur die Steine noch von Wert sind.

Aber dann gibt es auch Exemplare, die Ertel nicht verändern möchte. Solch »gute Arbeiten« sind für den Juwelier, der auf eine fast 50-jährige Berufserfahrung zurückblickt, vor allem Schmuckstücke aus Zeiten des Jugendstils und Art Décos, die oft »sehr aufwändig und filigran gearbeitet sind«. Solche Stücke seien auf dem Markt durchaus gefragt. Verkaufen ist trotzdem nicht immer einfach: »Die Leute, die ankaufen, kennen sich gut aus. Sie haben oft schon genug und kaufen deshalb meist nur noch Schnäppchen zu«, weiß Ertel.

Verkaufen ist die eine Option, die andere lautet: umarbeiten. Möchten die Kunden den ideellen Wert – also die Erinnerung – wahren und etwa für alte Steine eine zeitgemäße Form finden, sucht er mit ihnen gemeinsam nach einer Lösung. Eine Kundin etwa habe sich zwei Einkaräter zu einem silbernen Halsreif umgestalten lassen. »Auch Eheringe lassen sich gut zu etwas Neuem verarbeiten«, sagt der Fachmann.

Ein Entwurf wird in der Regel erst einmal zu einem Modell in Silber, damit die Kunden eine bessere Vorstellung davon bekommen, wie der Schmuck wirkt. Erst dann wird das Stück aus dem gewünschten Edelmetall gefertigt. »Das kann Gold mit Weißgold oder Platin sein oder auch Roségold.« Denn auch die Farbe der Edelmetalle unterliegt der Mode. Die Neugestaltung hat natürlich ihren Preis, wobei der Juwelier das verarbeitete Edelmetall zum Tageskurs ankauft und mit dem Preis für das umgearbeitete Stück verrechnet.

Starker Wertverlust bei Tahiti-Perlen
Als Wertanlage über Jahre taugt Schmuck in aller Regel kaum. »Im Moment gibt es keinen Trend zu teuren Steinen«, weiß Ertel. Und auch wer eine Kette aus Tahiti-Perlen geerbt hat, die früher leicht für 30.000 D-Mark über den Ladentisch ging, darf heute nicht mehr allzu viel dafür erwarten. »Eine einzelne schwarze Tahiti-Perle hat in den 70er Jahren 1.300 D-Mark gekostet. Heute sind es gerade einmal 130 Euro.« Der Grund für den immensen Preisverfall: Damals lag die jährliche Ernte bei 250 Kilo. Inzwischen werden jedes Jahr rund 250 Tonnen geerntet.

Auch zu Wolfgang Kuffer kommen Menschen mit altem und geerbtem Schmuck. Kuffer ist Leiter der Nürnberger Filiale der Degussa Goldhandels GmbH. Oft möchten die Kunden das Geschmeide zu Geld machen – »mehr denn je«, wie er beobachtet. Das führt er auch darauf zurück, dass das Haus seit einem Jahr eine Goldschmiedemeisterin beschäftigt. »Der Umgang mit altem Schmuck ist seitdem ein anderer. Sie erkennt wertvolle Stücke oder arbeitet die Steine sehr schonend heraus.« Ein großer Teil der angebotenen Ware, etwa 40 bis 50 Prozent, ist bereits kaputt. Bei der überwiegenden Zahl der Stücke handelt es sich jedoch um Familienschmuck, der heute so nicht mehr tragbar ist. Bei den beschädigten Teilen zählt freilich nur noch der Materialwert: Die Zeiten dafür sind gut, denn der Goldpreis ist hoch.

»Der Schwerpunkt liegt bei 333er bis 585er Gold. 750er Gold bringen uns die Kunden selten, 999er – also Feingold – noch viel seltener«, sagt Kuffer. Allerdings gäbe es mitunter Enttäuschungen. »Die Stempel stimmen nicht immer, gerade bei südeuropäischem Gold.« Ein spezielles Röntgengerät zeigt in Sekundenschnelle die genaue Zusammensetzung an Edelmetallen an.
Während es für ein Gramm Gold etwa 35 Euro gibt, liegt der Silberpreis für ein Gramm bei 35 Cent – ein Hundertstel also nur. Doch auch das kann sich lohnen. »Wir kaufen in Nürnberg Silberbesteck an oder versilbertes Besteck«, sagt Kuffer.

Für Platin oder Palladium gebe es – je nach Tageskurs – rund 20 bis 25 Euro pro Gramm. Doch das käme nicht sehr häufig vor. Auch Weißgold sei seltener geworden. »Das hat sich so totgelaufen wie die Tahiti-Perle.« Kommen Kunden mit altem Perlen- oder Korallenschmuck, legt ihnen Wolfgang Kuffer nahe, einen Antiquitätenhändler aufzusuchen. »Wir empfehlen grundsätzlich, Schmuck zu behalten, wenn das Herz dranhängt.«

Auch alte Uhren sind oft aus Gold oder gar Platin und bringen einiges auf die Waage. Doch dafür kennt Wolfgang Jeske eine bessere Verwendung – sofern es sich um Marken wie Breitling, Cartier, Omega, IWC oder Jäger LeCoultre handelt. Vor allem aber, wenn es eine Rolex ist. »Hierfür gibt es einen großen Markt«, sagt der Geschäftsführer der Leihauses Nürnberg GmbH, zu dem auch der Altstadt Juwelier gehört. Das gelte umso mehr, wenn noch das Zertifikat vorhanden ist, die Garantie und idealerweise die Originalverpackung.

Besonders schöne Steine sind gefragt
»Wir kaufen eigentlich alles«, sagt Jeske: von Uhren über Ohrringe bis hin zu Besteck oder Taufbechern. »Schmuck hat immer seinen Wert, allein deshalb, weil er Edelmetalle enthält. Dann kommt es noch einmal darauf an, ob es sich im Original wiederverkaufen ließe – weil es Markenschmuck ist, in sehr gutem Zustand oder besonders gefertigt.« Dass vor allem Jugendstil und Art Déco begehrt sind, kann auch Jeske bestätigen. »Dieser Schmuck ist rar, auch deshalb, weil er so filigran gearbeitet ist und die Zeit oft nicht unbeschadet überstanden hat.« Aber auch besonders schöne Steine – mit Altschliff beispielsweise – seien gefragt.

Das Unternehmen bietet zudem auf seiner Internetseite den »Schätzmeister« an, mit dessen Hilfe sich Preziosen online bewerten lassen. Überhaupt ist das Internet eine gute Quelle, um etwas über den Wert seiner Erbstücke in Erfahrung zu bringen. »Heute«, sagt Jeske, »gibt es viel mehr Möglichkeiten, etwas zu verkaufen, als früher.«

Text: Anja Kummerow

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