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Das war schick: Lametta am Weihnachtsbaum

Immer wieder erinnern wir uns an alltägliche Dinge, die in vergangenen Jahrzehnten einmal richtig »schick« waren. Wer sie besaß, war auf der Höhe der Zeit. Heute sind sie überholt, aus der Mode oder sogar überflüssig. In diesen Tagen denken wieder viele Menschen daran, wie früher einmal ihr Christbaum ausgesehen hatte.

Früher war mehr Lametta« beschwert sich Opa Hoppenstedt in einem bekannten Loriot-Sketch. Wie recht er hat! Um genau zu sein, ist heute nicht weniger, sondern überhaupt kein Lametta mehr. Der letzte deutsche Hersteller, die Firma Riffelmacher & Weinberger aus Roth, beendete vor drei Jahren die Produktion. Mangels Nachfrage.
Aber bis in die 70-er und 80-er Jahre hinein war ein Weihnachtsbaum ohne Glaskugeln und Lametta vollkommen unvorstellbar. Die schmalen Metallbänder glitzerten im Kerzenschein wie Eiszapfen in der Sonne – und genau diese sollten sie am Baum auch symbolisieren. Traditionell war der Schmuck aus Stanniol gefertigt, einer hauchdünnen Zinnfolie, der mitunter noch Blei beigemischt wurde, damit die etwa zwei Millimeter breiten und 60 Zentimeter langen Fäden auch schön schwer von den Zweigen hingen. Wenn der Baum wieder abgeschmückt wurde, wanderte auch das sorgfältig abgenommene, oft von Wachstropfen verklebte Lametta bis zum nächsten Mal wieder in den Weihnachtsschmuck-Karton.
Warum heute kein Mensch mehr das alte Lametta hervorholt, hat sicher mehrere Gründe. Zum einen sind die bleihaltigen Fäden umweltschädlich, zum anderen aber hat sich nicht nur der Geschmack, sondern auch der Weihnachtsbaum an sich geändert. Vor 40, 50 oder 60 Jahren – das kann man auf alten Familienbildern noch erkennen – stellte man sich meistens eine Fichte ins Wohnzimmer. Die hatte so wenige Zweige, dass das Lametta auch dazu diente, dem Baum etwas mehr Fülle zu geben. Heute ist die Nordmanntanne des Deutschen liebster Christbaum. Die Nadelbäume sind so dicht bewachsen, dass man, selbst wenn man wollte, fürs Lametta gar keinen Platz mehr fände.

Text: Georg Klietz, Foto: Wolfgang Gillitzer

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