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Stress mit medizinischen Grenzwerten

 Hello All, mein jährlicher Check-Up beim Hausarzt: Zwei eng bedruckte Seiten mit Labor- und Funktionswerten. Stirnrunzeln seitens des Fachmanns. Mal hier was zu wenig, mal dort was zu hoch. Gemessen an gängigen medizinischen Leitlinien und Grenzwerten erweise ich mich als wandelnder, multimorbider Risikokomplex. Dabei fühle ich mich, „dem Alter entsprechend“ pudelwohl. Das sei ja das Tückische, mahnt der Hausarzt: das subjektives Wohlbefinden sende falsche Signale; es dräut dokumentiertes Ungemach aus meinen biologischen Tiefen. Höchste Zeit, um mich dem aktualisiertem Fortschritt aus Diagnostik, Pharmazie und Medizin anzuvertrauen.

Hätte da nicht Frau Kolata* in der New York Times so meine latenten Zweifel zusätzlich genährt. Laut ihrer Recherche haben die in den USA angesehenen medizinischen Wissenschaftspublikationen JAMA, The Lancet und das New England Journal of Medicine zwischen 2011 und 2017 insgesamt 3000 Studien veröffentlicht. Von denen über 10 % sich mit dem Nachweis befassten, dass eine der bisherigen Diagnosen, Krankheitstheorien oder Therapien nicht mehr haltbar, sprich falsch oder schädlich sind. 400 Mal. U.a. bei Bluthochdruck, Diabetes, Asthma, rheumatischen Formenkreis & Co. Wir Laien kennen ähnliche Widersprüche bezüglich Hühnereier, Butter, BMI- Werte: Alles Pfui – oder doch nicht mehr?  Jetzt werden bestimmte Fette rehabilitiert, Kaffee und mäßiges Übergewicht im Alter als lebensverlängernd ausgelesen. Dafür stehen der einst gesunde Orangensaft und manches Superfood (z.B. Avocado) auf dem Pranger, zusammen mit Joggen, Sonnen und Fischkost. Wegen Stoffwechsel, Gelenke oder Umwelt.

Stress gilt im Übrigen immer noch als schädlich. Vielleicht auch jener Stress, den individuelle Abweichungen von aktuelle Richtlinien auslösen können. Altern scheint halt per se riskant, aber deswegen zusätzlichen Stress?

Ihr Global Oldie

Gina Kolata “10 Findings That contradict Medical Wisdom. Doctors, Take Note.” New York Times, 1. Juli 2019

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