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Wer wird künftig im Erlanger Rathaus den Ton angeben? Die OB Kandidaten stellten sich den Senioren vor. Foto: Petra Nossek-Bock
Wer wird künftig im Erlanger Rathaus den Ton angeben? Die OB Kandidaten stellten sich den Senioren vor. Foto: Petra Nossek-Bock
Erlangen wird, wie viele Kommunen, immer grauer: Gehörten 1961 mit 69.552 Einwohnern (laut Volkszählung) nur 26 Prozent zur Altersklasse der über 50-Jährigen, so ist der aktuellen Fortschreibung dieser Statistik zufolge im Jahr 2012 mit 107.103 Einwohnern der Anteil auf 36,4 Prozent angewachsen. Wenn man davon ausgeht, dass die Wahlbeteiligung in dieser Altersklasse besonders hoch ist, dann lohnt es sich für die OB-Kandidaten der Kommunalwahl am 16. März ganz besonders, sich bei dieser Gruppe einmal blicken zu lassen. So geschehen bei einer »Vorstellungsrunde der Erlanger Oberbürgermeisterkandidaten zu seniorenpolitischen Themen« im Haus der Gesundheit »Dreycedern«.
Gekommen waren bis auf die Vertreter der Piraten alle Spitzenmänner und -frauen der Parteien in den mit etwa 70 Personen gefüllten Saal, um sich den Fragen der beiden Moderatorinnen, Frederike Leuthe, Leiterin des Bodelschwingh-Hauses, und Helene Grill, Siemens-Betriebsrätin, und des Publikums zu stellen. Anwesend waren der amtierende Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU), Florian Janik (SPD), Bürgermeisterin und Sozialreferentin, Elisabeth Preuß (FDP), Annette Wirth-Hücking (Freie Wähler), Susanne Lender-Cassens (Grüne), Frank Höppel (ödp) und Anton Salzbrunn für die Linke. Legt man die Wahlergebnisse von 2008 zugrunde, haben nur zwei Kandidaten eine reale Chance, den Stuhl des OB zu erklimmen: der Schwarze und der Rote.
Der amtierende Oberbürgermeister von Erlangen, Dr. Siegfried Balleis. war mit den Fortschritten inder Seniorenpolitik zufrieden. Foto: Mile Cindric
Der amtierende Oberbürgermeister von Erlangen, Dr. Siegfried Balleis. war mit den Fortschritten inder Seniorenpolitik zufrieden. Foto: Mile Cindric
Der seit 1996 amtierende Oberbürgermeister Siegfried Balleis verwies bei den Fragen der Moderatorinnen auf seine bisherigen Aktivitäten. Darunter fielen die Bemühungen, öffentliche Gebäude barrierefrei erreichbar zu machen, die kürzlich aufgestellten Sitzgelegenheit im öffentlichen Raum, die Versuche, die Teilhabe für Ältere am Leben durch neue Wohnformen zu verbessern, die Einführung von Induktionsschleifen in öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus-Saal oder das Bemühen um mehr öffentliche Toiletten. Es gelte in den nächsten sechs Jahren zwar einiges besser zu machen, aber im Großen und Ganzen, tue man viel, um eine »seniorengerechte« Stadt zu gestalten, befand der 60-Jährige.
Dr. Florian Janik möchte in Erlangen Oberbürgermeister werden. Foto: Mile Cindric
Dr. Florian Janik möchte in Erlangen Oberbürgermeister werden. Foto: Mile Cindric
Florian Janik, der deutlich jüngere SPD-OB-Kandidat und wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, setzte da andere Akzente. Er strebt ein Erlangen an, das stärker das »soziale« betont: Zwar befürwortete er die Förderung des barrierefreien Bauens. Er verband dies aber mit der Forderung nach einer Richtungsänderung bei der kommunalen GeWo-Bau: weg vom Reihenhaus- hin zum Geschosswohnungsbau. Darüber hinaus forderte er einen »Erlangen-(Sozial)-Pass« und die Einrichtung von Stadtteilhäusern, die ehrenamtliches Engagement, gerade für Ältere, koordinieren sollten. Die Voraussetzung zur Erfüllung all dieser Forderungen sei eine verbesserte finanzielle Ausstattung der Kommune durch Land und Bund, sagte Janik.
Die fünf weiteren OB-Kandidaten waren sich in den wesentlichen seniorenpolitischen Fragen mit den Vertretern der beiden großen Parteien einig. Wobei der Vertreter der Linken die finanziell bessere Ausstattung der Kommune anmahnte, da sonst die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich – auch bei den Älteren – drohe. Die Vertreterin der Grünen hingegen legte ihren Schwerpunkt auf die Unterstützung der Bürger bei der Durchsetzung ihrer Anliegen. Man solle weniger über, aber mehr mit den Älteren reden. Deshalb forderte Lender-Cassens die Einrichtung von Seniorenbüros in Stadtteilen.
Zum Schluss kam das Publikum zum Zuge. Allerdings wurde die Fragerunde dazu benutzt, »brennende«, aktuelle Forderungen an die anwesenden OB-Kandidaten zu richten, wie die Einrichtung von öffentlichen Toiletten im Rathaus. Da erhofften sich die Fragenden Veränderungen noch vor der Wahl. Weniger gefragt waren die politischen Vorstellungen der Kandidaten.
Rainer Büschel
Fotos: Mile Cindric

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