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Enkelkinder möchten den Sarg für den Opa bemalen

Mein Mann ist plötzlich verstorben und die ganze Familie trauert sehr um ihn. Als ich in der Bestattungsanstalt war, um alles Notwendige zu regeln, hat man mich dort auf eine besondere Form der Trauerarbeit aufmerksam gemacht. Für die Bestattungsfeier kann der Sarg von den Angehörigen bemalt werden. Da gibt es eine Künstlerin, die sich darauf spezialisiert hat und bei der Bemalung die ganze Familie, Kinder und Enkelkinder einbezieht. Dabei geht es darum, den Sarg mit Bildern zu versehen, die dem Verstorbenen besonders wichtig waren. Ich habe davon meiner Familie erzählt und meine beiden Enkekinder waren sofort dabei. Sie haben überlegt, woran ihr Opa besondere Freude hatte und sind auf viele Dinge gekommen. Da mein Mann seinen Garten besonders liebte, sollen Blumen, blauer Himmel, viel Sonne und Vögel seinen Sarg schmücken. Eine Tabakpfeife wollen sie ihm auch malen, da er doch so gerne im Garten saß und seine Pfeife rauchte. Meine Tochter war ziemlich entsetzt und fand die Vorstellung, dass ihre Kinder Opas Sarg bemalen, pietätlos und überhaupt nicht angemessen. Sie hat die Aktion einfach verboten und gemeint, dass die Kinder dem Opa schöne Bilder malen sollten, die sie zur Beerdigung mitnehmen könnten. Ich gebe zu, dass ich über den Vorschlag meiner Tochter recht froh war, denn so ganz passend finde ich eine solche Malaktion am Sarg auch nicht. Man muß ja nicht alles mitmachen?

Eine Antwort

  1. guten Morgen, ich lese leider erst heute Ihre schöne Geschichte vom Sargbemalen. Ich finde die Idee wunderbar. Selbst mehrfacher Großvater stelle ich mir vor, dass meine Enkel nach meinem Tode (vielleicht) nicht einfach irgendwie traurig herum sitzen, sondern gemeinsam – vielleicht sogar zusammen mit ihren Eltern – Trauerarbeit als Arbeit, nämlich malen, leisten und sich dabei mit mir, meinem Leben und unseren Beziehungen beschäftigen. Ich hatte selbst einen wundervollen Großvater, von dem mir ein Emailleeimer geblieben ist, mit Blumen bemalt, und immer, wenn ich ihn benutze, denke ich an ihn. Wenn man also die Sargbemalung noch fotografieren würde, hätten die Enkel auch noch eine Erinnerung für später (wenn sie sich denn erinnern wollten). Es gibt ja diesen etwas eitlen Spruch, solange man an jemenaden denkt, ist er nicht ganz fort – doch auch ein schöner Gedanke?.

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