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Harte Kerle: Vergiss es!

Die Legende vom harten Kerl ist ins Wanken geraten. Rudi Assauer macht seine Alzheimer Erkrankung öffentlich. Das finde ich bemerkenswert, weil damit in der scheinbar so heilen Fußballwelt plötzlich ein weiteres Stück Realität aufscheint. Erst haben sich die Fans daran gewöhnen müssen, dass die Helden der Fußballarena auch nur Menschen sind, die an Depressionen und Burn-out leiden. Jetzt kommt auch noch die gefürchtete Krankheit Alzheimer dazu. Das ist umso verstörender, da man ja immer noch glaubte, dass Sport für die Gesundheit ganz elementar sei. Wenn also ein Sportler wie der 67-jährige Rudi Assauer daran erkrankt, ist die Frage, ob die gängigen Rezepte wie viel Bewegung oder entsprechende Ernährung nur lindern, aber nicht verhindern können. Interessant ist Aussauers Aussage, dass in der Familie bereits öfter diese Erkrankung ausgebrochen ist. Also ist eine genetische Veranlagung auf jeden Fall einer der Faktoren, die das Demenzrisiko erhöhen.
Assauer wird durch seine offene Art im Umgang mit Alzheimer hoffentlich viel Unterstützung erhalten. Natürlich kurbelt es auch den Verkauf seiner Biografie an. Aber das gönne ich ihm. Denn, wer krank ist, braucht mehr Pflege. Das persönliche Umfeld von Assauer ist offenbar mit der Erkrankung, wie so viele andere Familien auch, überfordert. Rudi Assuaers Mut sollte belohnt werden mit einer ernsthaften Auseinandersetzung mit seinem Schicksal. Schließlich ist mit seinem Coming out die Erkrankung – wie sagt man so schön – in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und sie hat ein prominentes Gesicht erhalten.
Bin gespannt auf Reaktionen auf seine Biografie. Wer sie gelesen hat, sollte sich hier gerne äußern. Ab 2. Februar ist sie auf dem Markt.
Mein Kommentar zum Thema: Ein mutiger Schritt voran.

2 Antworten

  1. Alzheimer ist Teil der Gesellschaft
    Deutsche Seniorenliga fordert höhere Priorität für Alzheimererkrankung
    Die Alzheimererkrankung betrifft in Deutschland mehr als eine Million Menschen sowie ihre Familien, Freunde und Kollegen. Dennoch rückt die gefürchtete Gehirnerkrankung immer erst dann in das Bewusstsein der Öffentlichkeit, wenn Prominente daran erkranken. Die Deutsche Seniorenliga fordert, Alzheimer endlich als gesellschaftliche Herausforderung anzuerkennen und die betroffenen Familien nicht allein zu lassen. Mit der Broschüre „Alzheimer erkennen“ will der Verband ein Stück dazu beitragen.
    Kaum eine Erkrankung ist so gefürchtet wie die Alzheimererkrankung: Die Vorstellung, die Gewalt über das eigene Denken zu verlieren, zunehmend auf Hilfe angewiesen zu sein und irgendwann nicht einmal die nächsten Angehörigen zu erkennen, macht Angst. Umso schlimmer, wenn es Menschen trifft, die noch mitten im Leben stehen könnten – wie den gerade 67jährigen Rudi Assauer. „Die Deutsche Seniorenliga zollt seinem offenen Umgang mit der Erkrankung höchsten Respekt“, meint Erhard Hackler, Vorstand des Verbandes. „Nur Information und Aufklärung können dazu beitragen, dass die Alzheimererkrankung endlich eine angemessene gesellschaftliche Aufmerksamkeit erhält.“ Denn im Umgang mit Alzheimer hapert es an vielem: Zwar haben sich die diagnostischen Möglichkeiten deutlich verbessert – dennoch wird die Erkrankung häufig erst spät erkannt. Viele Betroffene werden nicht angemessenen therapiert: Untersuchungen zufolge erhalten nur rund 30 Prozent der von Hausärzten betreuten Alzheimerpatienten Antidementiva. Noch schlechter ist es um Patienten bestellt, die im Pflegeheim leben; Medikamente gegen die typische körperliche Unruhe statt gezielter Therapie sind hier gang und gäbe.
    Doch Alzheimer betrifft nicht nur den Erkrankten selbst, sondern die ganze Familie. Vor allem diejenigen, die den Kranken zu Hause pflegen, werden oft mit ihren Problemen allein gelassen. „Anstatt ihre Kraft voll dem Kranken widmen zu können, müssen sie noch mühsam um Pflegestufen kämpfen“, beklagt Hackler.
    Mit einem Leitfaden für Betroffene und Angehörige gibt die Deutsche Seniorenliga einen ersten Überblick über wichtige Fragestellungen wie „Was sind erste Anzeichen einer Alzheimererkrankung?“ „Wer ist der erste Ansprechpartner?“ „Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?“ „Was tut dem Kranken gut?“ Die Broschüre „Alzheimer erkennen“ ist kostenlos und kann postalisch, telefonisch oder im Internet angefordert werden. Bestelladresse: Heilsbachstraße 32 in 53123 Bonn oder unter http://www.dsl-alzheimer.de. Bestell-Hotline 01805 – 001 905 (0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise abweichend).

  2. Sicher kann man Assauers Umgang mit seiner Erkrankung gut finden. Nur: Ist er wirklich an Alzheimer erkrankt? Cornelia Stolze, Autorin des Buches “Vergiss Alzheimer” hat dies gestern bei Beckmann (http://tinyurl.com/83paly) bezweifelt. Ihre Argumente waren, zumindest für mich, plausibel, da sie auf Assauers Alkoholabhängigkeit einerseits und die relativ schwierige Diagnose von Alzheimer sowie dem inflationären Umgang mit diesem Krankheits andererseits hinwies. Darüber hinaus verwies sie auf die komplexe Gemengelage in der Wissenschaft, der Ärzteschaft, aber auch in den Medien, was Alzheimer angeht. Widersprochen haben ihr die beiden Ärzte in der Runde kaum. Im Gegenteil habe ich zumindest bei Dr. Grönemeyer eine gewisse Betroffenheit geglaubt, feststellen zu können.
    Dass Assauer damit dann auch noch gleich seine Autobiografie mit verkaufen will, macht ihn nicht unbedingt glaubwürdiger und ist in meinen Augen keine lässliche Sünde. Assauer weiß eben genau, wie die Öffentlichkeit mit der (real sicher existierenden) Krankheit Alzheimer umgeht und spielt auf dieser Klaviatur. Wie es ihm wirklich geht und ob unter Demenz leidet, zumal die Krankheit ja gleich mehrere Verwandte in seiner Familie belastet, weiß ich nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass er daran erkrankt ist, ist hoch, aber es gibt keinen Automatismus, dass er auch erkrankt ist (so habe ich zumindest die Doktores gestern verstanden).

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