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Ein bisschen altmodisch ist gar nicht so verkehrt

Ältere sollten sich endlich in größerer Zahl und mit kleineren Vorbehalten der digitalen Welt zuwenden – diese Aufforderung hört man oft. Doch stimmt das? Tatsächlich führen der rasante Wandel unserer technikgetriebenen Welt durch die Digitalisierung und die damit verbundenen Möglichkeiten häufig schnurstracks an probaten Verhaltensweisen vorbei, die zur Bewältigung des Alltags hervorragend funktionieren. Elf Gründe, warum und wo es sich lohnt, ein wenig analog zu bleiben, ganz unabhängig vom Alter.

Der_korrekte_Diener_beschnittÄltere sollten sich endlich in größerer Zahl und mit kleineren Vorbehalten der digitalen Welt zuwenden – diese Aufforderung hört man oft. Doch stimmt das? Tatsächlich führen der rasante Wandel unserer technikgetriebenen Welt durch die Digitalisierung und die damit verbundenen Möglichkeiten häufig schnurstracks an probaten Verhaltensweisen vorbei, die zur Bewältigung des Alltags hervorragend funktionieren. Elf Gründe, warum und wo es sich lohnt, ein wenig analog zu bleiben, ganz unabhängig vom Alter.

01 Zeitung auf dem Tablet

Vor hundert Jahren reichte der Kammerdiener seinem Herrn die Zeitung allmorgendlich auf dem Tablett. In der Übermittlung von Nachrichten mit Effizienz und Diskretion war er seinem digitalen Nachfolger selbstverständlich überlegen, denn Vertraulichkeit gibt es nur in der analogen Welt. Weil Zeitunglesen für viele auch ein schönes und mal mehr, mal weniger stilvolles Ritual ist, dürfte das bedruckte Papier neben der digitalen Ausgabe auf dem Tablet-Computer auch weiterhin seine Daseinsberechtigung behalten. Im Moment sind die Sympathien jedenfalls ganz klar verteilt: Laut dem Auflagenprüfdienst IVW kommt auf knapp 20 Millionen tägliche Zeitungen derzeit erst gut eine halbe Million E-Paper-Ausgaben. Tendenz aber selbstverständlich steigend.

02 Gerüchte

Wo entstehen Gerüchte? Tatsächlich im Internet? Das kommt nicht nur vergleichsweise häufig vor, sondern sie verbreiten sich dort auch rasend schnell. Womöglich bleibt aber dabei ein größerer Teil des Vergnügens im Web auf der Strecke. So ist es einfach schöner, in einem netten Café von Angesicht zu Angesicht die jüngsten Neuigkeiten über gute und weniger gute Bekannte auszutauschen, von Klatsch und Tratsch soll hier gar nicht die Rede sein.

03 Bücher

Rund fünf Prozent aller Bücher werden heute als E-Books verkauft. Das bedeutet aber nicht, dass das gute alte Bücherregal bald ausgedient hätte, im Gegenteil. Denn der Umsatzanteil der E-Books auf dem deutschen Buchmarkt wächst zwar weiter, allerdings inzwischen deutlich langsamer. »Gedrucktes und elektronisches Buch
werden auch in Zukunft parallel nebeneinander existieren«, glaubt Claudia Paul vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. »Jedes Medium hat seine ganz eigenen Stärken – und die Art der Nutzung ist keine Frage des Alters.« Vielleicht eher schon eine der Weltanschauung, könnte man meinen, wenn man entschiedenen Anhängern des einen oder anderen Mediums lauscht. Und auch wenn unklar ist, welche Medien wir im Jahr 2050 konsumieren werden, bleibt doch hoffentlich der Inhalt weiterhin das Entscheidende und nicht die Form.

04 Orientierung

Wer wirklich unbedingt ankommen will, hat sicherheitshalber zwei: Navigationsgeräte. Sie sollen angeblich dumm und orientierungslos machen, führen einen aber gar nicht so selten tatsächlich in die Irre. Das hat sich herumgesprochen. »Wir beobachten, dass Kunden bei Reisen sowohl bei der Vorbereitung als auch vor Ort nach wie vor Kartenmaterial wie zum Beispiel Wanderführer, Stadtführer, Atlanten oder Stadtpläne nutzen und sich nicht auf das Navi allein verlassen wollen. Die Nachfrage nach Gedrucktem ist sogar leicht steigend«, sagt zum Beispiel Mirjam Berle, Sprecherin der Nürnberger Buchhandlung Thalia. Das freut nicht nur die Buchhändler, sondern auch die Landwirte, die dann in Zukunft wieder seltener im Wald gestrandete Fahrzeuge mit ihrem Traktor bergen müssen.

05 Empfehlungen

Welchem Arzt kann ich trauen? Diese Frage beantwortet ein Blick in ein Ärztebewertungsportal wie jameda, dockinside usw. Doch seien wir ehrlich: Die persönliche Zufriedenheit hängt doch von der Persönlichkeit ab – und da ist es von unschätzbarem Vorteil, wenn ich die Person, die mir etwas aus- oder einredet, auch persönlich kenne. Und häufig sind die Texte zu ähnlich formuliert, als dass man ernsthaft davon ausgehen kann, hier würden »echte« Patienten schreiben. Deshalb wiegt jede analoge Empfehlung ungleich schwerer. Nachlesen, was andere so über meinen Arzt schreiben, möchte ich aber natürlich schon (siehe »Gerüchte«).

06 Shopping

Zumindest in der zurückliegenden Vorweihnachtszeit hätte man ob der Omnipräsenz von DHL-, Hermes- oder UPS-Männern schnell meinen können, es werde nur noch im Internet eingekauft. Den Gang in die Stadt ersetzt der Klick im Onlineshop; laufen dürfen nur noch die Mitarbeiter der Paketdienste. Tatsächlich ist dem aber nicht so: Denn Onlineshopping und »echtes« Einkaufen im Geschäft sind eng miteinander verbunden. So informieren sich fast neun von zehn Verbrauchern erst einmal im Internet, bevor sie in einem Geschäft einkaufen. Umgekehrt schauen sich 71 Prozent erst im Geschäft Produkt und Preis an, und kaufen dann aber online ein, wie der Bundesverband der Informationswirtschaft in einer Studie herausfand. Und das gilt nicht nur zu Weihnachten, und es gilt für alle Altersgruppen.

07 Reisen

Wer online eine Reise bucht, spart Geld und Zeit? Letzteres nicht unbedingt, denn was tun, wenn kurz vor Abflug die Buchungsbestätigung auf keinem Computer, Tablet oder Smartphone mehr auffindbar ist? Richtig, die Servicehotline anrufen, die dann Abhilfe schafft und die wichtigen Dokumente ganz schnell auf das gerade passende Endgerät mailt. Tatsächlich ergeben Umfragen im Bekanntenkreis, dass selbst internetaffinste Menschen bei der Buchung einer Reise gern noch mal zum Telefon greifen, vielleicht, weil es oftmals um höhere Summen geht als beim »normalen« E-Shoppen, vielleicht aber auch deshalb, weil man vor Antritt einer ganz realen Reise diese doch über echte Menschen in der wirklichen Welt verankert wissen möchte.

08 Telefonnummern

Telefonnummern hat man eigentlich auf seinem Smartphone gespeichert oder in irgendeinem sozialen Netzwerk. Falls das tatsächlich einmal nicht der Fall sein sollte, gibt es digitale Telefonbücher. Schwierig wird es hier nur, wenn man den Namen desjenigen, den man anrufen möchte, nur so ungefähr weiß. Ist der Ort in dem man sucht, dann klein genug, kommt schneller zum Ziel, wer einfach mal wieder blättert und die Namenslisten überfliegt – im Örtlichen.

Dass gedruckte Telefonbücher auf dem Land deutlich beliebter sind als in großen Städten, stellen übrigens auch Telefonbuchverlage fest. »Unsere gedruckten Verzeichnisse sind sehr gefragt, und die Auflage unserer Marken Telefonbuch, Gelbe Seiten und Das Örtliche war letztes Jahr ungefähr so hoch wie im Vorjahr«, sagt Birgit Winter von Müller Medien in Nürnberg. Bei Müllers neuer Ausgabe »myLocal« sei die Nachfrage sogar gestiegen. »Es gibt immer noch viele Menschen, die nicht im Internet sind oder die einfach lieber mit einem gedruckten Buch arbeiten. Die Nachfrage ist gerade in ländlichen Regionen ungebrochen hoch«, bestätigt Winter. Praktisch können gedruckte Telefonbücher aber auch in der Stadt sein, denn wer noch ein aktuelles Buch hat und sich zudem schnell zurechtfindet, muss den Computer nicht erst hochfahren.

09 Fernsehen

Zugegeben, die Internet-Angebote Mediathek und Youtube sind wirklich praktisch, wenn man mal wieder etwas in Fernsehen verpasst hat. Dort kann man sich die Sendungen nochmal aufrufen. Allerdings wissen die meisten Menschen, was sie sehen wollen, eben aus der Fernseh-Zeitung. Im Onlineprogrammheft schmökern, das funktioniert einfach nicht wie seit jeher gewohnt, wirkt unübersichtlich und unkomfortabel. Deshalb nutzen beim Thema Fernsehen viele zumindest die Programmauskunft analog.

Und beim Schauen selbst stellt sich die Frage, ob es tatsächlich Spaß macht, sich ständig aus einem unendlichen Online-Wust – jede Minute werden bei Youtube 60 Stunden an Videomaterial hochgeladen – die wenigen interessanten Dinge herauszupicken. Oder ob man sich nicht doch durch die Fülle an Sendungen und Sendern zappt.

10 Smartphone

Telefone sind zum Telefonieren da, das legt schon der Name nahe. Wenn sie smarter, also schlauer werden, kann man damit theoretisch auch Musik hören, Videos schauen, Fotos schießen… Das machen aber Ältere nur bedingt: Nur jeder Siebte über 65 Jahren nutzt überhaupt ein Sma rtphone, erst jeder Zehnte einen Tablet-Computer, hat der Hightechverband Bitkom nachgezählt. Dagegen verwendeten noch vier von zehn Senioren Kassettenrekorder (43 Prozent) oder Schallplattenspieler (42 Prozent) und fast alle selbstverständlich einen Fernseher (95 Prozent). Das ist einfach gemütlicher. Was aber ganz erstaunlich ist: Auch zum Telefonieren braucht man das Handy offenbar nicht – 96 Prozent der Älteren haben ein Festnetztelefon.

11 Plaudern

Facebook ist inzwischen ziemlich out – zumindest bei den Jüngeren. Das liegt nach Expertenansicht vor allem daran, dass sich dort auch Eltern, Lehrer und Großeltern aufhalten. Wer direkt kommunizieren will, tut dies zwar immer noch im Netz, aber auf deutlich simpleren Kanälen, die eher dem persönlichen Kontakt entsprechen. Nicht umsonst wächst WhatsApp derzeit viel schneller als Facebook jemals gewachsen ist: in den vergangenen vier Monaten nach eigenen Angaben um 100 Millionen Nutzer auf derzeit 700 Millionen weltweit. Eine komplette, durchgestylte digitale Identität im besten Licht wie bei Facebook muss man dafür nicht mehr vorweisen, wenn man sich einfach nur unterhalten will. Dabei ist WhatsApp im Grunde nichts anderes als eine Plauder-Flatrate – und SMS gelten ja schon fast als analog.

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