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Georg Hammer, (links) berät ältere Menschen bei der Gartenplanung, hier Wolfgang und Marianne König aus Hemhofen. Foto: Mile Cindric
Georg Hammer, (links) berät ältere Menschen bei der Gartenplanung, hier Wolfgang und Marianne König aus Hemhofen. Foto: Mile Cindric

Man muss nicht erst sterben, um ins Paradies zu kommen, wenn man einen Garten hat.« Das wussten schon die alten Perser. Tatsächlich geht nichts über den Duft einer selbst gezogenen Rose, den köstlichen Geschmack von taufrisch geerntetem Obst und Gemüse und das Kaffeetrinken auf der eigenen Wiese. Doch vorher heißt es, in die Hände zu spucken und tüchtig zu arbeiten. Bloß wie, wo doch das Bücken schwerfällt, es im Rücken zwickt und manchmal sogar das Herz schwächelt? Aufgeben? Das will kein Hobbygärtner. Bleibt nur eine Möglichkeit: der seniorengerechte Garten.
von Ute Fürböter
»Ideal ist es, ihn beim Hausbau gleich anzulegen, denn dann spart man Geld«, weiß Georg Hammer. Der 64-Jährige aus Aisch bei Adelsdorf gehört zu einer 18-köpfigen Gruppe von ehrenamtlichen Wohnberatern des Landkreises Erlangen-Höchstadt – die erfolgreichste deutschlandweit übrigens. Hammer zählt zu den ausgesprochenen Gartenexperten der Truppe. Ihm werden die Türen geradezu eingerannt, wo und wann immer er einen Vortrag hält über pflegeleichte Ruheoasen – offiziell »seniorengerechte Gärten« genannt. »Das klingt nicht verlockend, doch Komfort ist garantiert, weil einem darin die Arbeit nicht übern Kopf wächst«, wirbt Georg Hammer. Gerne verrät er seine zehn wichtigsten Tipps für das Paradies auf Erden.
Kleine Ruheoasen
1 Barrierefreie Zugänge in die Idylle können nicht früh genug angelegt werden. Wer gleich beim Hausbau daran gedacht hat, spart viel. Spätestens dann, wenn man auf den Rollator oder gar Rollstuhl angewiesen ist, stört nämlich die Schwelle an der Tür zur Terrasse. Von der Terrasse selbst sollte statt einer Treppe eine Rampe – praktischerweise mit einem Geländer zu beiden Seiten – hinab in den Garten führen.
2 Genuss wird immer wichtiger. Dazu gehören Ruhe- und Erholungsoasen. Das können Bänke sein (optimal ist übrigens eine Sitzhöhe von 48 Zentimetern), kleine Sitzgruppen an schattigen Plätzen und schöne Blickfänge wie eine Vogeltränke oder ein Windspiel.
3 Wege anzulegen, lohnt schon mit Blick auf drohende Demenzerkrankungen. Auf einem Rundkurs kann der Kranke stundenlang gefahrlos spazieren und trotzdem immer wieder Neues entdecken. In einem großen Garten sollten die Hauptwege 1,50 Meter breit sein, damit sich auch der Rollstuhlfahrer frei durch das Refugium bewegen kann. Sind die Wege schmaler als 90 Zentimeter, hilft selbst der beste Rollator nichts mehr. Apropos: Wassergebundene Decken aus Kies oder Splitt, die mit Feinteilen wie Kalk versetzt sind, gelten als erste Wahl. Im krassen Gegensatz dazu stehen Holzbeläge, die bei Nässe schnell rutschig werden. Auch von Trittsteinen ist abzuraten, da diese für ein Schrittmaß von 63 Zentimeter ausgelegt sind. Mit zunehmendem Alter wird das jedoch immer geringer.
4 Praktischer als große sind kleine Rasenflächen. Zum Verkleinern bieten sich Hecken an, davor können noch winterharte, also mehrjährige Stauden gepflanzt werden. Vom englischen Grün sollte man sich sowieso verabschieden. Wer jedes Gänseblümchen ausreißt, ist dauernd beschäftigt und macht sich bloß unnötig Stress.
5 Hochbeete ersparen das beschwerliche Bücken. Sie sind rückenfreundlich und bequem. Die ideale Höhe beträgt 85 cm. Das gilt auch für den Arbeitstisch im Gartenhäuschen. Um Eimer, Körbe und Gerätschaften mühelos aus den Regalen nehmen zu können, sollten deren Fächer nicht tiefer als 40 Zentimeter sein und nicht höher als 1,90 Meter.
6 Wer nicht nur auf selbst gezüchteten Tomaten besteht, sondern auch unbedingt weiter in den eigenen Apfel beißen will – niedrige Spalierobstbäume machen es möglich! Und Früchte tragen sie reichlich. Wer trotzdem sein Herz an die angestammten, vor langer Zeit gepflanzten Obstbäume gehängt hat und sie daher nicht fällen möchte, muss eben rigoros zurückschneiden auf 2,50 Meter Höhe. Eine andere Möglichkeit: Man besorgt sich Erntehelfer. Im mittelfränkischen Adelsdorf beispielsweise wird gerade so ein Helfernetz aufgebaut.
7 Regen zu jeder gewünschten Tages- und Nachtzeit. Zuverlässig, präzise und wie von Geisterhand gesteuert: Mit Bewässerungssystemen sind Gärtner selbst im trockensten Sommer auf der sicheren Seite. Dabei muss es nicht unbedingt gleich eine teure Beregnungsanlage sein, die billigeren Tropfschläuche tun es auch. Das Schleppen schwerer Gießkannen muss sich jedenfalls keiner mehr zumuten – schon gar nicht im Alter.
8 Technische Hilfsmittel als Gartenhelfer sind nicht zu unterschätzen. Das beginnt beim ausziehbaren Teleskopstiel, reicht über spezielle Geräte wie die Pendelhacke – sie kann stoßend und ziehend benutzt werden – bis hin zum Rasenroboter, der das Mähen erledigt.
9 Achtung vor Stolperfallen! Da man mit 85 Jahren 40 Prozent der Sehkraft eingebüßt hat, können Hingucker wie Pflanztröge und Blumentöpfe zur Gefahr werden.
10 Das Wichtigste zum Schluss: Das alles sind nur Anregungen. Da ein Garten etwas sehr Individuelles ist, kann jeder selbst entscheiden, welche er nutzen möchte.

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