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Wer braucht noch Altenclubs?

Wie möchten die heute 50-Jährigen alt werden? Sicher anders als ihre Eltern. Die Vertreter der geburtenstarken Jahrgänge stehen heute noch mitten im Berufsleben, manche setzen gerade zu einem Karrieresprung an, einige werden noch einmal Vater, andere fragen sich, wie lange sie künftig arbeiten müssen, um im Ruhestand über die Runden zu kommen. Doch die Weichen für ihre nachberufliche Phase werden schon jetzt gestellt. weiterlesen
Sozialreferent Reiner Prölß und der kommissarische Leiter des Seniorenamtes, Dieter Rosner, wollen die Interessen Älterer bei Stadtplanung und Politik noch stärker einbringen. Foto:         Michael Matejka
Sozialreferent Reiner Prölß und der kommissarische Leiter des Seniorenamtes, Dieter Rosner, wollen die Interessen Älterer bei Stadtplanung und Politik noch stärker einbringen. Foto: Michael Matejka

Wie möchten die heute 50-Jährigen alt werden? Sicher anders als ihre Eltern. Die Vertreter der geburtenstarken Jahrgänge stehen heute noch mitten im Berufsleben, manche setzen gerade zu einem Karrieresprung an, einige werden noch einmal Vater, andere fragen sich, wie lange sie künftig arbeiten müssen, um im Ruhestand über die Runden zu kommen. Doch die Weichen für ihre nachberufliche Phase werden schon jetzt gestellt.

Dem Nürnberger Seniorenamt fällt dabei eine zentrale Aufgabe zu, damit sich die heute 50-Jährigen auch in Zukunft in der Stadt wohlfühlen. Den städtischen Raum entsprechend zu gestalten, das ist einer der Punkte in der Arbeit der Dienststelle, den Sozialreferent Reiner Prölß in den nächsten Jahren ausbauen möchte.

Mit dem demografischen Wandel und seinen Folgen wird sich künftig Dieter Rosner intensiv beschäftigen. Der kommissarische Leiter des Seniorenamtes ist ganz nah dran am Thema. Nicht nur, weil er selber in wenigen Wochen 50 Jahre alt wird, sondern auch durch sein Studium der Psychogerontologie und seine jahrelange Beschäftigung mit diesem Thema.

Unter seiner Vorgängerin Sabrina Dellith wurde die quartiersnahe Versorgung von alten Menschen durch dezentrale Einrichtungen auf den Weg gebracht. Die Seniorennetzwerke, die bereits in etlichen Stadtteilen aufgebaut wurden, sind wichtig für die Unterstützung von betagten Bürgern, die, so lange es geht, in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben wollen. Bei den ambulanten Diensten wünscht sich Sozialreferent Prölß »statt Kleinatmigkeit« ein umfassendes Konzept, das auch so heikle Punkte wie die finanzielle Förderung und Investitionen umfasst.

Herausforderung: vielfältige Lebensstile

Die Zentrale Anlaufstelle Pflege und der Pflegestützpunkt leisten wertvolle Hilfe bei der Frage nach der passenden Wohnform im Alter.
Im Sozialausschuss beschäftigen sich die Nürnberger Stadträte mit der Wohnberatung und den Bedürfnissen, die dort sichtbar werden. Denn längst reicht es nicht mehr aus, eigene städtische Heime zu betreiben, um den Bürgern eine gute Versorgung anzubieten, wenn sie alleine nicht zurechtkommen. Die Art, wie man den Ruhestand gestaltet, ist individueller geworden. Eine wachsende Zahl von Menschen hat das Glück, viele Jahre lang noch fit zu sein und sich ihren Interessen widmen zu können. Doch ein ebenfalls großer Teil ist gesundheitlich bereits eingeschränkt und benötigt intensive Unterstützung. Für beide Seiten das Passende anzubieten, sei die Herausforderung für die nächsten Jahre, sagt Prölß. Zwar seien die Lebensstile noch nicht ganz so vielseitig geworden wie einst in der Jugend, aber das Alter werde bunter. »Bald werden wir im Seniorenheim mehr Rockmusik hören als Volksmusik«, glaubt Prölß.

Da liegt die Frage nahe, ob das Seniorenamt mit seinen Veranstaltungen wie der beliebten Weihnachtsgala oder den Altennachmittagen in den Seniorentreffs noch auf der Höhe der Zeit ist. »Die kulturelle Teilhabe soll möglich sein«, versichert Prölß. Doch müsse eine Diskussion darüber geführt werden, was künftige Altengenerationen darunter verstehen. Die Erkenntnisse sollten in die Stadtplanung einfließen. Hier sei es ganz wichtig, dass sich das Seniorenamt hörbar zu Wort meldet. Beispielsweise, wenn es um den Umbau des Nürnberger Bahnhofbereichs geht. Die Planungen sollten berücksichtigen, dass hochbetagte Menschen keine weiten Wege mehr zurücklegen können, nur noch selten Rad fahren und zum Teil auch die öffentlichen Verkehrsmittel kaum mehr nutzen, mit Ausnahme der Bahn. Oder, wenn neue Stadtteile geplant werden, die ein Miteinander der Generationen durch eine entsprechende Bebauung von Wohnungen mit einem flexiblen Grundriss erleichtern. Hier möchte der neue Mann an der Spitze des Seniorenamts dafür sorgen, dass die Babyboomer aus den 1960er Jahren auch in Zukunft noch gerne in Nürnberg wohnen.

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