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Wohnung mit Balkon ist klasse, aber ist sie nicht zu groß? foto:epd
Wohnung mit Balkon ist klasse, aber ist sie nicht zu groß? foto:epd

Robert Feiger ist Gewerkschafter, genauer gesagt, er ist der Chef der IG Bau. Er sollte sich also u.a. um die Angelegenheiten seiner Bauarbeiter in Sachen Lohn und Arbeitsbedingungen kümmern. Tut er sicher auch, aber gerade ist Winter, da geht nicht so viel voran am Bau  und es ist ihm die Idee gekommen, dass er in der Bildzeitung einen “ungewöhnlichen Vorschlag” machen könnte, um “die Wohnungsnot von Familien zu lindern…”

Weshalb er dem Boulevard-Blatt zu Protokoll gibt, dass viele (?) Senioren in großen Wohnungen festsitzen (?) würden, während viele (?) Familien in viel zu kleinen Wohnungen leben. Und damit die Sache auch noch Hand und Fuß bekommt, hat die Bild-Redaktion auch noch eine Statistik ins Blatt gehoben. Darauf werden:

– Rennter mit 64,7 Quadratmetern Wohnraum pro Person angegeben,

– es folgen Singles mit 59,3

– Paare ohne Kinder mit 38,6

– Rentnerpaare (?) mit 38,3

– und ganz zum Schluss Paare mit Kindern mit 24,2 Quadratmetern pro Person

angegeben (als Quelle wird Bundesamt für Statistik angegeben).

Deshalb schlägt der Gewerkschafter vor, den festsitzenden Rentnern den Umzug in kleinere Wohnungen zu finanzieren. Der Staat solle deshalb bis 5.000 Euro locker machen, um Makler, Umzugshelfer und die Renovierung der Wohnung zu zahlen.

Unterstützung erhält Feiger von Ulrike Mascha (VdK-Präsidientin), die aber zu bedenken gibt, dass es für dieses Vorhaben auch genügend preiswerte Wohnung im selben Stadtteil geben müsse. Ähnlich Adolf Bauer vom Sozialverband (SoVD), der darauf hinweist, dass niemand zum Umzug gezwungen werden darf. Einzig Karsten Möring von der der CDU widerspricht und plädiert für die Förderung von altersgerechten Wohnungen.

Zu den ? im Text

– ? viele Senioren sitzen in großen Wohnungen fest, will der IG Bau-Chef wissen. Die Zahlen sind im wahrscheinlich gerade nicht eingefallen, weshalb er sich in diese wokigen Angaben flüchtet. Und die Bild, sonst auch nicht verlegen, weiß dazu auch nichts beizutragen. “Viele” klingt eben gleich nach einem Problem. Und ob die Älteren festsitzen oder nicht lieber in der gewohnten Umgebung bleiben wollen, ist bislang nicht ausgekartelt.

– ? ähnliches gilt für “viele Familien”. Sicher brauchen kinderreiche Familien mehr Wohnraum als Singles oder ein kinderloses Paar. Ob sie sich die Wohnung aber leisten können, muss dahin gestellt bleiben. Und damit ist schon das Problem benannt: Die Älteren verlassen die Wohnung und wer zieht nach? Richtig, ein betuchtes Paar/Einzelperson, wahlweise mit einem Kind, das sich die Wohnung leisten kann. Gentrifizierung (frei übersetzt: Verdrängung der angestammten, meist weniger kaufkräftigen Mieter durch betuchte Mieter) heißt das dazu gehörige Fachwort.

– ? die wunderbare Unterscheidung zwischen Rentner und Rentnerpaar unterstellt, dass viele  Ältere (Problem!) alleine in einer großen Wohnung leben. Viele ältere Menschen werden aber zurzeit gemeinsam auch älter. Weshalb das Rentnerpaar nämlich auch “nur” Platz 4 dieser Hitparade des Wohnraumverbrauchs belegt. Sind das nur die armen Rentner/innen, die sich keine größere Wohnung leisten können?

Und zum Schluss sei noch angemerkt: Der IG-Bau-Chef Robert Feiger stellt Forderungen auf die Geld kosten. Nicht sein Geld, sondern das Geld der Steuerzahler, ohne auch nur von der Dimension der Ausgaben auch nur zu reden.

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